Lichtenberg 5.12.2012

#1 von Thomas Rehork , 07.12.2012 00:38

Hallo Herr Rehork,

ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich am 26. November meine mündliche Prüfung in Lichtenberg bestanden habe. Meinen Termin im Juni konnte ich nicht wahrnehmen, da ich mich aus gesundheitlichen Gründen nicht im Stande fühlte, zur Prüfung anzutreten. Meinen Ersatz-Termin bekam ich erst im nächsten Durchgang, das ist wohl immer so, wenn man mit Attest verschiebt.

Meine Prüfung fand ich einer sehr angenehmen Atmosphäre nur mit Dr. Dudel statt (ich war die letzte an diesem Tag und da die Zeit bereits um eine Stunde überzogen war, musste die Beisitzerin schon gehen). Ich war überrascht, wie nett und entgegenkommend Dudel sich verhielt, nach Ihren Erzählungen hatte ich ihn mir ganz anders vorgestellt, viel strenger und distanzierter. Ich hatte den Eindruck, er war wirklich sehr bemüht, mich bestehen zu lassen. Der junge Mann vor mir, durch eine spastische Lähmung offensichtlich gehandycapt, meinte auch, die Prüfer wären wirklich sehr großzügig, er hätte keine Ahnung, wie er bestanden hätte.

Meine Fragen waren:
- Beschreiben sie den Vorgang bei der Unterbringung nach PsychKG
- Der Fall: Eine Frau, ca 40 J, hat seit einem halben Jahr sehr zugenommen und fühlt sich deswegen unatraktiv. Sie hat Angst, die Wohnung zu verlassen und geht kaum noch raus. Berschreiben Sie Ihre diagnostischen Überlegungen.

Die Rechtsfrage fiel mir leicht, nur verhakte ich mich, als Dudel nachfragte, was denn mit dem Verlust der Selbstkontrolle bei Süchtigen gemeint wäre. Auf die Frage, welche Drogen dies mit sich brächten, zählte ich auf, was mir einfiel und brachte ungeschickterweise noch die flüchtigen Lösungsmittel mit rein. Darüber wusste ich aber kaum etwas, was auch deutlich wurde, als er nachhakte. Aber diese Lücke schien ihn nicht besonders zu stören. Ich hatte den Eindruck, dass er das Umfeld ein bisschen abklopfen, aber auf Fehlern nicht herumhacken wollte.

Beim Fall diagnostizierte ich depressive Episode, auch Angststörung wäre möglich, wozu aber die Gewichtszunahme nicht passen würde. Auf die Frage nach den Symptomen bei der depressiven Episode brachte nicht alle zusammen, wobei er mir aber großzügig auf die Sprünge half. Dann wollte er wissen, was der Arzt dieser Frau verschreiben sollte. Ich meinte Medikamente, aber er wollte hören, Psychotherapie und zwar teilstationäre. Was es denn da so gebe. Ich meinte Tagesklinik oder ambulante Angebote in einer Klinik, Gruppentherapie. Auf seine Frage zählte ich auf, welche Angebote es da gibt: Beschäftigungstherapie, Ergotherapie, Arbeitstherapie, Musiktherapie, Freizeitbeschäftigung, ... Ich glaube, er war sehr zufrieden, dass es mir bei der Therapie vor allem um die soziale Reintegration ging, um eine suizidale Krise zu vermeiden. Auf meine erste Antwort der supportiven Maßnahmen fragte er gleich nach, was ich darunter verstünde, das wäre ja erst mal nur ein Schlagwort.

Nach einer knappen halben Stunde meinte er, wir müssten die Sache ja nicht über Gebühr ausdehnen und reichte mir die Hand. Ich war ganz perplex und fragte: "Ja, habe ich denn bestanden?" - "Aber natürlich haben Sie bestanden!", seine Antwort.

Ich denke, Dudel kann schon auch anders sein, mein Bonus war vielleicht, dass ich als Musiktherapeutin bereits in der Psychiatrie gearbeitet habe und er meine Ausbilderin im Studiengang Musiktherapie kannte (er hat mit deren Mann, auch einem Psychiater, in derselben Klinik gearbeitet). Außerdem hat Dudel vier Jahre in München gelebt und ein bairisches Abitur. Darüber stellte er auch eine Brücke her. (Ich selbst komme ja auch aus München.) Vielleicht hatte ich einfach Glück, aber der junge Mann vor mir hatte diesen Bonus ja nun höchstwahrscheinlich nicht und hat auch mit etlichen Lücken bestanden. Veilleicht aber auch sind sie Ansprüche der Prüfer gesunken bezüglich auswendig gelernten psychiatrischen Wissens und es geht ihnen in erster Linie darum, dass jemand seine Ernsthaftigkeit im Umgang mit kranken Menschen zum Beweis stellt. Das meinte auch Frederic, der im Juni seine Prüfung bei einer psychologischen Psychotherapeutin (auch Lichtenberg) bestanden hatte. Auch er hatte viele Lücken im konkreten Lernwissen aufzuweisen, aber das störte diese Prüferin ganz offensichtlich nicht.

Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Infos an die Leute in Ihren Kursen weitergeben und damit den Stress rausnehmen, den die Aussicht auf das Geprüftwerden im Mündlichen mit sich bringt. Ich selbst habe mir viel zu viel Stress gemacht. Letztlich fand ich die Prüfung viel einfacher, als ich sie mir vorgestellt hatte. Die schriftliche Prüfung war m. E. weitaus schwerer.

Danken möchte Ihnen in allem für die fundierte Vorbereitung auf die Prüfung. Ihre Kurse bieten wirklich eine gute Voraussetzung um dies alles zu schaffen.

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft weiterhin viel Spaß bei Ihrem Untericht und viele interessierte SchülerInnen.

Herzliche Grüße,
Ursa

 
Thomas Rehork
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In Potsdam ist die Prüfung nett! ;-)
Mündliche Prüfung am 3.12.2012

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