Widerstand

#1 von Smikawei , 07.03.2011 10:40

Hallo Thomas,
Welche Formen des Widerstands beobachtet man in der psychoanalytischen Therapie?
1) Der Patient scheut sich, seine Gefühlseinstellungen gegenüber dem Therapeuten zuzulassen.
Antwort: Übertragungswiderstand: Infantile Regungen gegnüber dem Therapeuten werden nicht zugelassen.
2) Der Patient hält an derm relativen Vorteil fest, den sin Kranksein ihm bringt.
A.: Widerstand aus sekundärem Krankheitsgewinn.

3) Der Patient lebt seine durch die Therapie geweckten Empfindungen und Bedürfnisse außerhalb der Therapie agierend aus.
Bei dieser Antowrt war ich mir nicht sicher. Ausagieren ist immer ein Mittel gegen Einsicht und Bewusstwerdung. Kann man das Ausagieren außerhalb der Therapie in der Therapie beobachten?

4) Der Patient wehrt sich unbewusst gegen das Auftauchen verdrängter Gefühle und Bedürnisse.
A.: Es-Widerstand: Widerstand der Triebregungen gegenüber jeglicher Modifizierung.

Also wie verhält es sich mit der Frage 3 und sind die anderen Antworten richtig eingeordnet?
Gruß
Bärbel

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RE: Widerstand

#2 von Thomas Rehork , 08.03.2011 02:39

Hallo Bärbel,

wo ist diese Frage her, doch wohl nicht von der CD? Kommt mir ein wenig unspezifisch vor. Verdächtig auf falsch ist Nr. 3 allemal, jedenfalls schon in der Formulierung, denn Bedürfnisse kann man zwar ausleben, aber Empfindungen? Das ist doch schon allein sprachlich schief und scheint nirgendwo ins Widerstandskonzept schlüssig reinzupassen. Und in der Therapie geweckte Bedürfnisse? Ja, wenn jemand seine neurotischen Bedürfnisse weiter munter auslebt und dann brav in die Therapie kommt, das wäre evtl. ein ES-Wiederstand. Aber in der Therapie geweckte Sachen? Sehr verdächtig. Wie sah eigentlich die vorgesehene Antwort für 3 aus? Die anderen sind stimmig.

Eine Kurzdarstellung über Widerstände findet sich hier.

Gruß
Thomas

 
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RE: Widerstand

#3 von Smikawei , 08.03.2011 09:51

Hallo Thomas,
die Frage stammt aus dem GK3 und hieß:
"Welche Formen des Widerstands beobachtet man in der psychoanalytischen Therapie?"
Alle Antworten waren richtig.
Auf jeden Fall Dank für die vielen Antworten, die Abwehrmechanismen mit den einleuchtenden Beispielen sind mir jetzt klar.
Gruß
Bärbel


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RE: Widerstand

#4 von Thomas Rehork , 09.03.2011 00:06

Hallo Bärbel,

hab mir das mal angeguckt, es ist in meiner GK3-Ausgabe die Frage 10.5 aus dem Kapitel "Arzt-Patient-Beziehung und Psychotherapie" (nur für die Leute, die einen GK3 haben... ).

Die Lösung 3 ist auf den ersten Blick sicher diskussionsfähig, weil es um "Empfindungen und Bedürfnisse" geht, die in der Therapie geweckt werden. Es wird nicht gesagt, ob das jetzt infantile neurotische "Empfindungen und Bedürfnisse" sind, oder solche, die eine Gesundung andeuten, also die "reiferen" Bedürfnisse, die aus der neu gewonnenen Realitätseinsicht kommen.

Klarer wird es, wenn man sich den Begriff "Agieren" anschaut. Das Vokabular der Psychoanalyse schreibt dazu:

"... (Agieren meint) die Tatsache, dass das Subjekt unter der Herrschaft seiner unbewussten Wünsche und Phantasien diese in der Gegenwart mit einem um so lebhafteren Gefühl von Aktualität lebt, als es deren Ursprung und Wiederholungscharakter verkennt." (Ausgabe von 1972, S. 46) Anders gesagt: Agieren ist sch... , ist wesensmäßig infantil und neurotisch, ist Zuflucht zur Aktion im Sinne einer Abwehr, also in diesem Fall Widerstand.

Trotzdem brauchen manche MC-Designer etwas Nachhilfe im Formulieren ihrer Fragen, fürchte ich.

Liebe Grüße
Thomas


 
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zuletzt bearbeitet 09.03.2011 | Top

RE: Widerstand

#5 von Smikawei , 09.03.2011 18:55

Hallo,
wäre es auch möglich, dass der Patient neue Einsichten z. B. über sein Wutpotenzial gegnüber seinen Eltern gewonnen hat, und dann beim nächsten Elternbesuch diese umso heftiger ausagiert anstelle von anderen Abwehrmechanismen? Das zumindest pssiert wohl öfter während einer Therapie. Ansonsten ist klar, dass "Agieren" schon einen starken Hinweis auf die gewünschte Antwort liefert.
Bärbel

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RE: Widerstand

#6 von Thomas Rehork , 09.03.2011 19:32

Hallo,
das wäre genau so ein Fall. Anstatt die Therapie weiterzutreiben macht man zu Hause Ramba Zamba. Ist ja auch viel lustiger. Dann hat man evtl. in der nächsten Sitzung auch wieder ein aktuelles Thema und muss sich nicht mit dem Unbewussten rumschlagen.
Thomas

 
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