Fragebogen Thema Demenz

#1 von Bianca , 08.09.2011 16:28

Hallo Thomas,
hallo alle anderen, die die Frage lesen!

Frage:

Welche der folgenden Aussage zur Demenz treffen zu?
1. Das Demenzsyndrom ist durch das Fehlen einer Bewusstseinstrübung gekennzeichnet.

2. Bei dementen Patienten kommt es häufig im Vorfeld der Erkrankung zu einer Verschlechterung der emotionalen Kontrolle.

Diese beiden Antworten sind laut Auflösung richtig.

Ich verstehe folgendes nicht:

Bewusstseinstrübung: Verwirrtheit von Denken und Handeln
- mangelnde Klarheit der Vergegenwärtigung des Erlebens
- Verlust des Erlebniszusammenhangen...

DAS passt doch in jedem Falle zu einer Demenz oder etwa doch nicht?

Und zu 2. was heisst hier "Vorfeld" - ab welchen Zeitpunkt spricht man von Erkrankung?
Wenn zum Beispiel die 42 jährige Frau aus der http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/c...umentId=7708108
Dokumentation bei mehrmaligen Vergessen der PIN nummern und dergleichen, beginnt agressiv oder depressiv zu werden -
ist das dann noch Vorfeld oder schon Erkrankung?

1000 Dank für eine "Er"Klärung.
LG
Bianca


 
Bianca
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zuletzt bearbeitet 08.09.2011 | Top

RE: Fragebogen Thema Demenz

#2 von Thomas Rehork , 08.09.2011 21:06

Hallo Bianca,

die Bewusstseinsstörung ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Was man als Beschreibung in Psychiatriebüchern liest ist häufig missverständlich. Diese Beschreibungen sind nicht selten ein nur halbwegs gelungener Versuch, das, was nach langer medizinischer Tradition als charakteristischer, anschaulich erfahrbarer Symptomkomplex mit dem Ausdruck "Bewusstseinsstörung" bezeichnet wird, in Worte zu fassen. Wenn man sich einen Alkoholiker im Delir anguckt, sieht man sofort, was gemeint ist. Da ist nur Chaos. Ich hatte ja das Beispiel von der deliranten Frau mit einer Bewusstseinstrübung, die darüber informiert wird, dass man sie betrunken in einem Bach fand und die dannn so etwa antwortet: "Bach da fließt er der Fluss da Bach Fluß da fließt er der Bach." So etwas ist für die Demenz in diesem Sinne nicht charakteristisch. Auch keine Vigilanzsstörung. Die Menschen im späteren Demenzsstadium haben natürlich manchmal so ähnliche Zustände. Auch Delirien kommen ja bei Demenz vor - ohne Alkohl. Irgendwann im weiteren Verlauf vermischen sich die Symptomatiken, dann ist die Diagnose aber meist schon lange klar und auch neurologisch belegbar. Die Bewusstseinsstörung ist insgesamt eben nicht das charakteristische Symptom für die Diagnostik.

Vorfeld der Erkrankung, die genaue Abgrenzung ist natürlich eine bissel akademische Frage. Man kann aber so eine Abgrenzung für die Demenz vornehmen: Der Patient tritt dann vom Vorfeld der Demenzerkrankung in das Vollbild ein, wenn die Hirnleistungsstörung deutlich wird, also z.B. die Vergesslichkeit. Das ist auch testdiagnostisch erfassbar. Vorher gibt es eine Reihe unspezifischer Symptome, besonders auch bei kreislaufbedingten Demenzen. Natürlich gehen diese unspezifischen Symptome wie Affektlabilität, Reizbarkeit, psychovegetative Störungen etc. im Demenzvollbild nicht vorüber, sondern werden oft noch schlimmer.

Liebe Grüße
Thomas

PS: Habe das A-Wort aus dem Thema rausgenommen. Sowas sagt man besser nicht öffentlich...


 
Thomas Rehork
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RE: Fragebogen Thema Demenz

#3 von Bianca , 09.09.2011 08:03

Vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort, lieber Thomas.
Und fürs A-Wort rausnehmen

Liebe Grüße
Bianca

 
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