Lichtenberg-Hohenschönhausen, 19.1.23

#1 von Anja Louisa , 01.02.2023 16:58

[b]Gedächtnisprotokoll zur mündlichen Prüfung Heilpraktiker Psychotherapie
vor dem Gesundheitsamt Lichtenberg-Hohenschönhausen am 19.1.23[/b]
Nachdem ich mit Frau Müller vom Gesundheitsamt einige organisatorische Dinge geklärt hatte, wurde ich in den Prüfungsraum gerufen. Die Prüferin war eine Ärztin aus dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst, außerdem war ein Beisitzer (Heilpraktiker für Psychotherapie) anwesend. Auch hier gab es zunächst einige organisatorische Regelungen: Ja, ich fühlte mich in der Lage, die Prüfung abzulegen. Ja, ich bin einverstanden, dass das Prüfungsgespräch aufgenommen wird.
Dann zog ich aus dem ersten Stapel meine Rechtsfrage:
Was ist die Aufgabe des Sozialpsychiatrischen Dienstes? In welchem Zusammenhang steht dies mit dem PsychKG? Was wissen Sie über den Berliner Krisendienst?
Ich habe alles über den SPD erzählt, was ich wusste und dabei an den entsprechenden Stellen auf das PsychKG verwiesen. Als ich das abgestufte „Interventionsmodell“ zur Unterbringung referierte, unterbrach mich die Prüferin und wies daraufhin, dass dies in der Praxis, d.h. in einer Krise so selten zur Anwendung kommt. Sie wollte wissen, kurz und knapp: Wie sieht der Ablauf zur Unterbringung in einer akuten krisenhaften Situation aus? Ich wies auf die Begutachtung durch die Mediziner des SPD hin, ebenso auf die Notwendigkeit eines richterlichen Beschlusses durch das Amtsgericht für die Unterbringung nach PsychKG. Ich erzählte, dass der Berliner Krisendienst außerhalb der Öffnungszeiten des SPD ansprechbar ist. Sie wollte dann noch recht viel zum Berliner Krisendienst wissen: welche Berufsgruppen dort arbeiten? Wer der Träger ist? Wo der Berliner Krisendienst örtlich anzutreffen ist? Was genau die Aufgaben des Berliner Krisendienstes sind? Einiges wusste ich nicht in jedem Detail. Deshalb mein Rat: den Berliner Krisendienst genauso gut vorbereiten wie alles zum SPD.
Die fachliche Frage zog ich ebenfalls wieder selbst aus dem zweiten Stapel. Der Fall: Eine 50jährige Frau mit seinen vielen Jahren anhaltenden Durchschlafstörungen stellt sich in Ihrer Praxis vor. Seit etwa vier Wochen haben sich die Schlafstörungen so verschlechtert, dass sie nur noch 3-4 Stunden pro Nacht schläft. Sie klagt über große Erschöpfung und geringe Belastbarkeit. Wie gehen Sie vor? Anamnesegespräch, Differenzialdiagnosen, Therapievorschläge.
Da die Frau schon seit vielen Jahren die Durchschlafstörungen hat, aber vor vier Wochen eine deutliche Verschlechterung eingetreten ist, habe ich natürlich danach gefragt, ob vor acht bis vier Wochen etwas in ihrem Leben geschehen ist, was sie aufgewühlt hat oder sehr beschäftigt. Die Nachfrage der Ärztin: Was könnte denn da geschehen sein? Antwort: Ein plötzliches, sehr erschreckendes Ereignis, z.B. ein Überfall (Hinweis auf PTBS). Oder aber ein auch länger andauerndes Geschehen, wie z.B. der Auszug des Kindes, die zunehmende Belastung am Arbeitsplatz durch andauernde Umstrukturierungen oder auch eine Situation wie die Diagnose einer schweren Erkrankung bei sich selbst oder jemandem aus der Familie, der Tod einer nahestehenden Person (Anpassungsstörungen). Ich habe in der Anamnese außerdem alle Symptome in Richtung Depression abgefragt, zusätzlich die zur Dysthymia. Natürlich habe ich organische Erkrankungen ausgeschlossen, darauf hingewiesen, dass bei einer 50jährigen Frau neben der internistischen und neurologischen Untersuchung sicher auch eine endokrinologische Untersuchung zur Bestimmung des Hormonspiegels (Wechseljahre – Schlafstörungen) angebracht ist. Außerdem habe ich nach Suchtmitteln (Alkohol) und Medikamenten (zB. Benzodiazepine) gefragt.
Meine Verdachtsdiagnose nach den Antworten der Ärztin war dann eine Anpassungsstörung bei bereits vorliegender nicht-organischer Insomnia.
Dann wollte die Prüferin vieles zum Thema Schlafstörungen wissen: Welche Arten der Schlafstörungen ich kenne? Bei welchen psychiatrischen Störungsbildern Schlafstörungen auftreten, wie diese dann jeweils aussehen? Sie wollte auch wissen, bei welchen organischen Erkrankungen Schlafstörungen auftreten. Hormonstörungen, Schmerzen, Herz-/Kreislauf sind mir eingefallen. Sie wollte dann noch Beschwerden der Atmungsorgane hören, darauf bin ich nicht gekommen. Das war aber offensichtlich nicht so schlimm.
Schließlich hat sie mich zu meinem therapeutischen Vorgehen befragt: Ich nannte Psychoedukation mit allen Inhalten rund um Schlafhygiene und gesundes Schlafen. Außerdem Meditations- und Entspannungsübungen sowie ein Schlaftagebuch führen. Außerdem erwähnte ich das unterstützende Gespräch rund um das Lebensereignis, das vor einigen Wochen geschehen ist und die Schlafstörung verursacht hat.
Sie meinte dann, es sei eine gute Prüfung gewesen. Auch der Beisitzer hatte keine weiterführenden Fragen. Beide waren sich einig, dass ich bestanden habe. (Dauer: 45 Minuten)
Meine Erfahrung: Das Fallbeispiel dient als ein Eintrittstor in das inhaltliche Wissen, das wichtig ist und auch gründlich geprüft wird. Es war eine angenehme, freundliche Atmosphäre. Bei Unsicherheiten wird schon nachgefragt. Es geht nicht darum, alles zu wissen, sondern einen guten inhaltlichen Überblick zu haben, Zusammenhänge und Unterschiede (Differentialdiagnosen) parat zu haben und jeweils Therapievorschläge machen zu können. Außerdem sollte man sich darüber klar sein, was man als HP Psych tun kann, sollte, darf und was man auf keinen Fall darf. Das Wissen über Krisensituationen, Notfälle, den rechtlichen Rahmen und Hilfsstrukturen (SPD, Berliner Krisendienst) ist ebenfalls zentral.
Herzlichen Dank an Thomas Rehork und alle, die mit mir zusammen gefragt und gelernt haben.


Anja Louisa  
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