Wahn

#1 von Petra , 16.12.2012 17:32

noch mal ich :-)
wir haben ja gelernt, dass der Verfolgungswahn das häufigste Wahnthema ist. In meinem Buch steht nun, das es der Beziehungswahn ist. Wie kann ich das Verstehen? Mein Gedankengang dazu ist: Verfolgungswahn beinhaltet ja den Beziehungswahn also
Beziehungswahn = Wahnhafter Eigenbezug, geschieht nur wegen mir
Beeinträchtigungswahn = Beziehungswahn + gegen mich gerichtet
Verfolgungswahn = Beziehungswahn + Beeinträchtigungswahn + alles wird als Bedrohung / Verfolgung empfunden
liege ich da richtig?

Petra  
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RE: Wahn

#2 von Thomas Rehork , 18.12.2012 14:03

Hallo Petra,

welcher Wahn man als den häufigsten ansieht hängt davon ab, ob man eine praktische, "hemdsärmelige" Sicht auf die Dinge hat oder einen "philosophischen" Standpunkt einnimmt.

Im Kurs erwähnte ich ja schon, von einem philosophischen Standpunkt aus gesehen sind die geheimen Wahnthemen Beziehung und Größe. Man hat typischerweise das Erleben, dass sich viele Dinge auf einen beziehen, die vorher neutral waren. Im Extremfall scheint sich die ganze Welt auf einen zu beziehen, so dass man sich in einer Art "Truman-Show" wiederfindet. Gleichzeitig erlebt man sich aus dem banalen Alltag herausgehoben, in gewissem Sinne zu neuer Größe. Ausnahmen gibt es vielleicht im Wahn des organisch kranken Menschen, wo sich jemand nach einer Hirnschädigung die Welt, die er nicht mehr versteht, einfach neu zusammenzureimen versucht.

Wie wir sehen haben Beziehung und Größe eng miteinander zu tun, denn wenn sich so vieles auf den Patienten bezieht, dann muss er oder sie ja eine gewisse Größe und Bedeutung haben. Häufig findet sich daher im Wahn eine geheime Größe. Sogar der Schuldwahn ("schuld an allem Übel der "Welt") und oft auch der paranoide Wahn ("alle sind hinter mir her") beinhalten oft eine geheime Größe. Vom "philosophischen Standpunkt" aus gesehen wäre damit der Beziehungswahn die häufigste Wahnform - zusammen mit dem Größenwahn, versteht sich, denn diese Wahnthemen ziehen sich untergründig durch die anderen Wahnformen hindurch.

Von einem praktischen Standpunkt ausgesehen wird man wie in der psychiatrischen Diagnostik heute üblich das vordergründige Wahnthema beschreiben (deskriptive Diagnostik). So gesehen ist der Verfolgungswahn, der paranoide Wahn, die häufigste Wahnform. Nicht nur ist er bei Schizophrenie besonders häufig, sondern er tritt auch bei hirnorganisch Kranken besonders oft auf, z.B. bei Patienten mit Alkoholdelir, die in der Klinik glauben, sie sollen umgebracht werden. Man spricht dann von einem "einfachen paranoiden Wahn mit organischem Gepräge."

Und so ist es in der Heilpraktiker-Überprüfung auch anzukreuzen, eben dass der paranoide Wahn der häufigste ist.

Liebe Grüße
Thomas


 
Thomas Rehork
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zuletzt bearbeitet 18.12.2012 | Top

   

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