Lieber Herr Rehork,
meine Prüfung liegt nun einige Tage zurück (Freitag, den 15.06. 14:15 Uhr) und ich möchte nun auch meinen Prüfungsbericht zur Verfügung stellen.
Prüferin waren Frau Hesse und Herr Kurz. Die Dame die vor mir geprüft wurde kam sehr aufmunternd auf mich zu und meinte, dass beide Prüfer sehr wohlwollend und nett seien.
Nach Erklärung der Modalitäten habe ich die erste Karte gezogen:
Wer darf Psychotherapie anbieten?
Welche Verfahren sind von der Krankenkasse anerkannt?
Wie wird Psychotherapie beantragt.
Ich habe begonnen, dass Psychotherapie Ärzte für Psychiatrie und Neurologie anbieten dürfen. Damit hatte ich auch direkt die erste Steilvorlage geliefert.
Frage: Dürfen Neurologen Psychotherapie anbieten?
Antwort: Nein
Frage: Womit befasst sich die Neurologie?
Antwort: Mit dem zentralen Nervensystem bzw. der Überleitung von Nerven zu Muskeln.
Frage: Wozu sind denn Neurologen zuständig?
Antwort: Für Erkrankungen des Nervensystems.
Frage: Um welche Organe kümmert sich der Neurologe?
Antwort: Gehirn, seine Umgebungsstrukturen und Blutversorgende Gefäße sowie das periphere Nervensystem einschließlich dessen Verbindungsstrukturen mit den Muskeln sowie die Muskulatur.
Frau Hesse ergänzte das Rückenmark.
Auf die Frage welche Ärzte dürfen noch Psychotherapie anbieten? Fielen mir erstmal nur Allgemeinmediziner mit spezieller Zusatzausbildung ein. Frau Hesse führte mich im Gespräch dann noch auf einige weitere u.a. Gynäkologen sowie Fachärzte für innere Medizin und Internisten.
Dann die Frage: Darf ein Psychiater Psychotherapie anbieten?
Antwort: Ja.
Frage: Wie sieht das in der Praxis aus?
Antwort: eher werden nur Medikamente verschrieben. Frau Hesse wollte darauf hinaus, dass unter Umständen die Therapiemotivation für Psychotherapie bei einem Psychiater, der sich auch um die medikamentöse Therapie kümmert nicht ausreicht.
Als nächstes kam die Frage was dem Psychiater denn jetzt fehlt, um Psychotherapie anzubieten. Vorausgesetzt er hat die fachlichen Voraussetzungen.
Antwort: Er muss bei der Psychotherapeutenkammer gemeldet sein. Diese Antwort habe ich erst über den Umweg gegeben, nachdem Frau Hesse mich fragte wo denn Ärzte gemeldet sein (Ärztekammer).
Dann ging es weiter welche Therapieverfahren denn Psychotherapeuten meistens anwenden, wobei die antwort war, dass sie überwiegend analytische Verfahren lernen. Weniger Verhaltenstherapie. Die Frage wo denn Psychotherapeuten abrechnen beantwortete ich mit: bei der Krankenkasse. Nach wiederholten nachhacken kam ich dann auf die kassenärztliche Vereinigung.
Dann kamen wir zum Antragsverfahren. Beim Konsiliarbericht hackte Frau Hesse nach, wozu der dient. Antwort: Um körperliche Erkrankungen auszuschließen.
Frage: Was ist denn, wenn es eine körperliche Erkrankung gibt?
Antwort: Dann wir diese Krankheit vorrangig behandelt, supportiv kann Psychotherapie angeboten werden.
Das Fallbeispiel musste ich nicht mehr ziehen. Frau Hesse meinte sie würde jetzt einfach weiter fragen.
Welche organischen Erkrankungen kennen sie denn, die psychische Erscheinungen habe.
Ich habe eine ganze Reihe aufgezählt: Krebs, Aids, Herz- Kreislauferkrankungen, Hirntumore, Multiple Sklerose, Hyperthyreose usw. Am Ende meiner Antworten erfragte Frau Hesse noch weitere nach dem Ja, Nein Prinzip.
Sie fragte mich was noch hirnorganische Schäden hervorrufen kann.
Antwort: Alkohol
Frage: Wo finden wir den im ICD 10?
Antwort: F1
Welche Folgen kann das haben?
Antwort: Demenz
Frage: Wo steht Demenz im ICD 10?
Antwort: F0
Abschließend dann die Frage: Welche Diagnosen aus dem somatoformen Bereich kenn Sie und wo finden wir die im ICD 10?
Meine Antwort war: F4, dazu gehören Somatisierungsstörung, hypochondrische Störung, somatoforme autonome Funktionsstörung, anhaltende somatoforme Schmerzstörung
Dann sollte ich die Schwierigkeiten bezgl. einer Psychotherapie erklären.
Antwort: der Betroffene ist überzeugt von einem körperlichen Leiden und läßt sich nicht so einfach überzeugen auch auf seelischer Ebene zu arbeiten.
Frage: Wie sieht Ihr Therapieansatz aus?
Antwort: Beschwerden ernst nehem, körperlich Zugang finden z. B. durch Entspannungsverfahren (PMR) und langsam überleiten zur Psychotherapie
Abschließend Unterschiede zwischen hypochondrischer Störung und Somatisierungsstörung.
Frau Hesse meinte die hypochondrische Störung bezieht sich oft auf Ängste in der Zukunft.
Dann war es geschafft. Frau Hesse und Herr Kurz gratulierten mir zur bestandenen Prüfung. Ich muss sagen mir kam die Prüfung wirklich schwer vor, weil ich andere Schwerpunkte erwartet hatte wie Drogen, Notfälle, Suizidalität. Vor allem zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass ich durchfallen werde, weil ich viel zu Kompliziert denke.
Spätestens ab der Frage zur Neurologie habe ich einfach meinen Menschenverstand eingeschaltet und mich aus meinem Allgemeinwissen bedient. Achso, es kam auch noch die Frage wie lange man gesetzlich warten muss auf eine von der KK finanzierte Therapie (6 Wochen bis3 Monate) und was man dann machen kann. Das fiel mir nicht ein.
Insgesamt kam es mir vor, als würde es eher ums Allgemeinverständnis und die Schnittstelle zur Schulmedizin gehen. Ich hatte Mühe mich am Anfang durch die Art der Fragen nicht in die Passivität und ein Motivationsloch drängen zu lassen. Obwohl beide Prüfer sehr nett und freundlich waren hatte ich zu jeder Zeit das Gefühl es geht um alles ;o)
Jetzt bin ich froh und glücklich und stolz die Prüfung bestanden zu haben. Ich danke Ihnen Herr Rehork in die Einführung in einer für mich bis dahin unerforschte Welt und danke meiner Lerngruppe, die mich in dieser intensive Zeit kreativ, inspirierend und Kraft spendend
Begleitet hat.
Allen Prüflingen viel Freude und Erfolg.
Martine