Gedächtnisprotokoll mündliche Prüfung – 17.06.24 Gesundheitsamt Lichtenberg
Ich wurde von Frau Müller in Raum 111 freundlich empfangen. Wir führten etwas Smalltalk
während ich die Dokumente unterschrieb und mich auswies. Danach wartete ich auf dem
Flur vor dem Prüfungsraum. Die Prüfung vor mir dauerte etwas länger, sodass ich erst 15Min
später hereingebeten wurde.
Mein Prüfer vom SPDi war Herr Wolfert, an den Namen der Beisitzerin (Heilpraktikerin) kann
ich mich nicht mehr erinnern.
Herr Wolfert (groß, schlank, Pferdeschwanz, Anfang 40 und recht freundlich) erklärte mir den
Ablauf und startete dann die Tonaufnahme. Dann gings auch direkt mit drei verdeckten
Karten zu den Rechtsfragen los, von denen ich eine auswählte und dann laut ins Mikrofon
vorlas:
Es geht um einen Mann, der mehrere Autoreifen zersticht, Leute belästigt und gegenüber der
eintreffenden Polizei handgreiflich wird. Die nimmt ihn natürlich mit in die Klinik. Nach
welchen Gesetz etc. ist dies möglich?
Natürlich PsychKG.
Außerdem hat der einen Betreuer.
Also wird hier auch das Betreuungsgesetz interessant. Wir besprechen also die Einzelheiten
der beiden Gesetze und es gibt viele Rückfragen vom Prüfer. Wichtig ist ihm, dass der SPDi
auch am Wochenende Dienst hat und daher sowohl ein Gutachten als auch einen Antrag bei
einer Einlieferung am Wochenende stellen kann. Das war mir neu!
Außerdem kann ein Betreuer (Gesundheit und Aufenthalt) auch mitbestimmen, dass der
Betreute in der Klinik bleibt. Am Ende muss das natürlich immer der Richter entscheiden,
aber dem Prüfer war wich g, dass ich weiß, wieviel Macht der Betreuer u.U. hat.
Insgesamt dauerte der Rechts-Teil ca. 15Min bei mir und ich kam schon etwas ins Schwitzen.
Der Prüfer wollte viele Details wissen und achtete darauf, dass ich den Ablauf wirklich
verstanden ha e.
Dann kamen wir zum Fall. Hier durfte ich wieder aus einer von drei Karten wählen und
bekam folgenden Fall:
Sie werden von der Tochter einer 60 Jahre alte Frau um Hilfe gebeten, da sie nicht mehr die
Tür öffnen würde, durch die geschlossene Tür ihre Tochter des Diebstahls bezichtige, lauthals
Fluche und Selbstgespräche führe. Wie gehen sie vor?
Ich nahm mir die Zeit, mir Notizen zu machen sowie mein System aufzuschreiben:
Ä (Äußeres?), S (Symptome?), Z (Zeitraum?), V (Vorerkrankung?), I (Initialauslöser?), N
(Notfall? Bewusstsein+Orienterung), G (Gegenteil – Bipolar?), S (Suizidgedanken oder
Handlungen?), O (Organisches?), S (Substanzen/Medikamente?), P (Psychotisch?), F
(Fremdgefährdung?)
Ich schrieb kurz ausgehend von F0 ein paar Verdachtsdiagnosen (Schizophrenie,
Depression/Manie/Bipolar mit psychotischen Symptomen, Demenz, Delir, akute psychotische
Störung, Organisches etc.) und Differentialdiagnosen auf, ha e aber nur sehr wenig
Symptome aus der Beschreibung und begann schnell mit der weiteren Exploration. Hier fand
ich heraus, dass die Symptome erst eine Woche bestehen. Daher schwenkte ich zum Delir
um, da die Frau in der Vergangenheit „irgendwas mit dem Hirn“ hatte und außerdem
Blutdrucksenkende Mittel nahm.
Am Ende gab es keine Auflösung, da ich weder in die Wohnung hinein kam, noch weiter mit
der Dame sprechen konnte. Wir einigten uns darauf, dass der SPDi einen Hausbesuch macht
und die Dame notfalls unter Androhung von Zwang untersucht.
Wir sprachen dann lange über ein Delir. Hier erzählte ich alles von einem postoperativen
Delir, zum Delir Tremens und Benzo-Entzugsdelir und dauernd wollte der Prüfer auf
bestimmte Fachbegriffe hinaus. Manchmal glich das wie einem „Worteraten“ bei „Activity“
Wichtig war ihm hier auch, dass ich möglichst viele Dinge über den SPDi weiß und z.B. war es
ihm total wich g, dass im Rahmen einer Früherkennung diese Frau vielleicht schon in ein
betreutes Wohnen hätte gebracht worden können. Es dauerte bestimmt 3-4 Min bis er mich
soweit ha e, dass mir genau dieser Begriff einfiel. Er lockte mich immer wieder mit dem
Wort „Struktur“… Außerdem war ihm persönlich der Begriff „Vorsorgevollmacht“ wichtig und
was das genau bedeutet. Ich erwähnte dann auch noch die Patentenverfügung und dass
man beides kombinieren könne, was ihn vollends begeisterte.
Nach ca. 25Min und einem durchgeschwitzten Hemd meinerseits ließ es der Prüfer gut sein
und bat mich, draußen zu warten. Die Beisitzerin sagte während der ganzen Zeit nichts.
Nach nur 2Min Wartezeit wurde ich dann wieder hineingebeten und mir mitgeteilt, dass ich
bestanden hätte und das auch noch sehr gut.
Danach kam die obligatorische Frage: „Was machen sie jetzt?“ Ich erzählte von meiner Paar-
und Sexualtherapeuten Ausbildung und dass ich ja bis jetzt zwar den HP habe, aber noch kein
Therapieverfahren gelernt habe und daher laut Sorgfaltspflicht dass erst zu Ende lernen
würde bevor ich meine Praxis aufmache. Das fanden die beiden super und entließen mich
freudestrahlend.
Christian