Lichtenberg, 9.12.2021

#1 von Thomas Rehork , 14.06.2024 21:20

Prüfung am 09.12.21, GA Lichtenberg
• Prüferin war eine Ärztin vom KJPD mit osteuropäischen Namen und Akzent,
• HP-Beisitzerin Fr. Dr. Haupt hat – bis auf das Feedback zum Schluss – während der
Prüfung nichts gesagt,
• Plexiglasscheiben und Masken, Einzelprüfung,
• beide Fragen habe ich aus mehreren verdeckt hingehaltenen Karten gezogen
Rechtsfrage (in etwa so):
Ein Mann randaliert und zieht aggressiv durch die Straße und zersticht Autoreifen, wird von
der Polizei gefasst und ins KH gebracht, ist bei der Untersuchung aggressiv und bedroht den
Arzt, wird im KH behalten… hat außerdem einen Betreuer, … Nach welchem Gesetz wird er
untergebracht?
• … nach Beantwortung der Fragen auf der Karte weitere Fragen zum PsychKG und zum
Betreuungsgesetz: Wie alles abläuft und an welchen Stellen der SPD ins Spiel kommt
usw.
• statt „Gefährdung bedeutender Rechtsgüter anderer“ hätte ich „Fremdgefährdung“
sagen sollen und statt „nur wenn er seine eigene Gesundheit und sein Leben gefährdet“
lieber „Eigengefährdung“, diese beiden Begriffe waren der Ärztin sehr wichtig,
• außerdem einige Fragen zum Berliner (!! nicht einfach „Krisendienst“ sagen)
Krisendienst: Struktur, Dienstzeiten usw.
Fallfrage (mit Zeit für Notizen; auch wieder „in etwa so“ ...):
Eine 55jährige Frau, die 3 Monate in der Psychiatrie war und nun zu Hause auf eine stationäre
Reha wartet, kommt jetzt nach 2 Wochen in die HP-Praxis, weil sie Angst hat, die Zeit bis zur
Reha nicht zu schaffen… Gegen Ende des Gespräches stellt sich heraus, dass sie bei Aufnahme
ins KH unter Alkoholeinfluss stand und vorher versucht hatte, sich das Leben zu nehmen…
• Für die Prüferin war besonders wichtig, was ich mit der Frau mache, wenn ich sie nicht
irgendwo anders hinschicke.
• Für die Prüferin stand die Passage „unter Alkoholeinfluss“ deutlich im Vordergrund.
• Differentialdiagnosen waren nach Relevanz (und nicht nach ICD 10) zu ordnen. Nicht
die Angststörung vergessen...
• Ein richtiges Gespräch hat sich leider nicht entwickelt. Wir sind miteinander nicht warm
geworden… Ich fühlte mich gut vorbereitet und hatte trotz extralanger Prüfung kaum
Gelegenheit, mein Faktenwissen anzubringen. Bis zum Schluss blieb mir unklar, was
genau die Prüferin hören wollte („Was machen Sie denn jetzt mit der Frau – Sie können
ja nicht jeden woanders hinschicken“).
Ich bin Familientherapeutin und hatte deshalb erwartet, dass ich spezieller auch in dieser
Richtung befragt werde. Vorbereitend hatte ich mich deshalb zusätzlich gründlich mit F 8 und F
9 beschäftigt – das wäre nicht notwendig gewesen (obwohl es eine Ärztin vom KJPD war).
Ob ich einen Vorbereitungskurs besucht habe, warum ich HPP werden will oder welche
Therapien ich anbiete bzw. in Zukunft anbieten will wurde ich weder vor noch während der
Prüfung gefragt.
Bestanden!! (Wenn auch mit – Zitat – „… wahrscheinlich zu viel Empathie für die Klienten“)
Was meiner Erfahrung nach sonst noch wichtig ist:
Die Vorbereitung auf die mündliche Prüfung war für mich ein wirklich fetter Batzen mit viel viel
Auswendig-Lern-Stoff und ganz anders, als fürs Ankreuzen zu lernen. Das hatte ich am Anfang
unterschätzt.
Bestes Training: Reden, reden, reden! Über psychische Störungen zu hören, zu lesen oder was
aufzuschreiben war für mich deutlich anders als das alles jemanden zu erzählen… Noch nie
zuvor habe ich diesen Effekt so stark erlebt. Und: Nicht jede*r aus dem Freundeskreis hört
gern zu, wenn es um Suizidalität, Depression, Sucht, Wahn, Schizophrenie usw. geht… ;-)
Spezielle professionelle Vorbereitungs-Sessions auf die mündliche Prüfung hatte ich aus
Zeitgründen nicht und kann das nicht zur Nachahmung empfehlen.
Die Prüfungsatmosphäre wirkte auf mich wie eine eigene und fremde Welt. Ich habe bisher
fast nur gute Erfahrungen mit mündlichen Prüfungen in allen möglichen BEreichen. Es scheint
mir nützlich zu sein, ein paar ganz spezielle „Do’s & Dont’s“ für diese spezielle Welt an der
Hand zu haben.
Alle Gute für deine Prüfung – … und viel Glück :-)

 
Thomas Rehork
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