25.4.2016, Tempelhof-Schöneberg
Kurz: 2 Prüflinge, beide bestanden.
Keine Fälle, Themen: Fehler bei den schriftlichen Prüfungsfragen, Gesetze, Depression, Suizid, Persönlichkeitsstörungen
Das Gespräch war angenehm, die Themen flossen quasi ineinander über, die Fragen waren sehr offen, wenn sie was Genaueres wissen wollte, fragte sie nach.
Die Vorbereitung bei Herrn Rehork war sehr hilfreich, ich war gut vorbereitet und fühlte mich weitestgehend sicher. Danke noch einmal dafür!!!
Langversion:
2 Prüflinge, eine Prüferin (Frau Scherf-Hopp), kein Beisitzer (Hinweis von S-H, dass das ein Ehrenamt sei und wenn sich niemand finde, sei das so).
Wir haben uns kurz darüber unterhalten, dass sie sich dann mehr konzentrieren müsse und wir uns bemühen wollten, ihr das zu erleichtern.
Vor der Prüfung:
In Zimmer 4.22. leistet man eine Unterschrift, in der es um den Ablauf der Prüfung geht. U.a., dass man weiß, dass man Jacke, Tasche und co. nicht nutzen darf. Die Sachen kommen dann im Prüfungsraum (den Gang runter) in einen Schrank und man nimmt sie hinterher wieder raus. Ich habe gefragt, ob ich ggf. für Notizen eine Stift haben dürfe, Frau A.-H meinte, den habe bislang noch niemand benötigt, aber bitte.
Beginn der Prüfung:
Sind Sie in der Lage, die Überprüfung zu machen? Ja, wir waren beide gesund.
Nächste Frage an uns beide: Wofür machen Sie das hier?
Wir haben geantwortet. Ich habe erzählt, dass ich mit wingwave (Nachfrage, was das sei, Erklärung: die Coaching-Schwester des EMDR, verbunden mit NLP und ein wenig Kinesiologie, aha) und Hypnose arbeiten wolle, meine „Kollegin“ macht Yoga und will besser auf die psychischen Komponenten von Yoga eingehen können.
Dann begann die eigentliche Prüfung und Frau S-H startete das Aufnahmegerät (Prüfung wird aufgenommen, wenn man durchfällt, brauchen die das ggf, wenn man besteht, wird die Aufnahme gelöscht).
1. Frage: Rückgriff auf die schriftliche Prüfung
Erinnern Sie sich, was Sie falsch angekreuzt haben?
Ich konnte kurz verschnaufen, weil die Frage zunächst neben mich ging, sie hatte aber nur einen Fehler gemacht (die vitale Angst bei sozialen Phobien), darüber hat sie kurz geredet, dann wurde ich gefragt. Bei mir waren es 3 Fehler (zu LRS sind wir nicht mehr gekommen, hat sie auch nicht so interessiert), Parkinson, da habe ich offen gesagt, dass ich ihr nicht sagen könne, was mich da geritten habe und ich keine sinnvolle Erklärung für meine Kreuze habe. Sie: Ja, zumal das ja auch widersprüchlich war. Ich: Ja, wie gesagt, Sinn macht das nicht.
Nächste falsche Antwort: paranoide Persönlichkeitsstörung, ich hatte den Eigensinn angekreuzt und nicht das, was in der ICD 10 ganz oben (!) stand. Habe ich auch so gesagt, und dass ich da geschwankt habe weil ich dachte, dass paranoide eben NICHT so abhängig seien. Frau S-H: Aha, wo wir gerade dabei sind: erzählen Sie mir etwas über Persönlichkeitsstörungen. Ich: wollen Sie etwas bestimmtes? S-H: Nein, erzählen Sie mal los. Also habe ich zum Warmmachen erzählt, dass jemand mit Persönlichkeitsstörung die ja als zu sich selbst gehörig empfindet und wahrscheinlich nicht ohne weiteres zu mir käme. Dann habe ich die P.-Störungen aufgezählt, die mir einfielen und bin so gar nicht auf Borderline gekommen. Da hat sie mir dann geholfen. Nebensatz von ihr: kann ich verstehen, dass Sie daran nicht denken wollen, habe ich dann im Nachhinein bestätigt, ja, ich könne mir vorstellen, dass das eine anspruchsvolle Klientel sei.
Davon ist sie dann auf das Thema Suizid gewechselt, weil ich irgendwo das Wort Depression untergebracht hatte.
Wieder „erzählen Sie mal“. Ich habe mich über ein paar Zahlen (wer bringt sich wann und warum um) rangehangelt, mich kurz verfangen über das Thema Wahrscheinlichkeit, worauf sie dann meinte, dass die Wahrscheinlichkeit zum Suizid eher gegen Ende des Lebens sei (also eine durchaus angenehme Atmosphäre).
Dann Fragen dazu, wie ich in dem konkreten Fall, den ich eigentlich nebenher erwähnt hatte (ein Freund, der immer wieder depressive Phasen hatte, war über 2 Tage nicht erreichbar, obwohl er mit jemandem einen Termin gemacht hatte. Der hatte mich dann angerufen, was er tun solle), rausfinden würde, ob Suizidgefahr bestünde. Soziale Kontakte, Aktivität, Einbindung in Arbeit und sonstigen Alltag, konkrete Frage nach der Absicht, wie es sonst so ginge und meine Sorge, weil er nicht erreichbar gewesen sei, habe ich genannt. Auch, dass ich bei Freunden gefragt hätte, wie sie ihn erleben würden, auch das hätte ich ihm gesagt. Ich habe ihr noch Pöldinger und Ringel als Köder hingeworfen, die wollte sie aber nicht oder hat gemerkt, dass ich sie kannte.
S-H: Und wenn Sie nun denken, der bringt sich um?
Also waren wir beim PsychKG. Sie wollte bei den Gesetzen sehr genau wissen, wer wann wen benachrichtigt, und wer was tut. Also nicht „Gesundheitsamt“ oder „Amtsgericht“, sondern genau wer („wer denn, die Sekretärin?“). Da ich schon den Amtsarzt erwähnt hatte und woher der kommt und sie den nicht aufgenommen hatte, gab es ein Missverständnis. Also nochmal gesagt, dann konnte es weitergehen. Ich war erst einmal durch.
Meine Mitgeprüfte wurde zuerst zum HPG befragt und hat aufgezählt, was man so darf, was nicht und wie man sich nennen darf. Dann kam der Wechsel zu Depressionen, sie hat das sehr individuell beantwortet (Yoga führt nach innen und macht Leute ggf. noch depressiver), auch wie sie damit umgeht und worauf sie bei der Arbeit achten will und warum sie es so gut findet, diese Überprüfung zu machen. Bei der Differentialdiagnostik und organischen Ursachen war sie erst einmal irritiert, hat dann aber Vieles genannt. Tumore (hat Frau S-H ergänzt) und Vitamin-D-Mangel kamen nicht mehr, Hypothyreose war Frau S-H anscheinend wichtig, das war schon gekommen. Da gab es noch einen kleinen Versprecher meiner Mitgeprüften, sie meinte, dass Gewichtsverlust und Aktivitätsdrang ein Anzeichen für Schilddrüsenunterfunktion sein könnten, Frau S-H ist nicht drauf eingegangen, ich habe auch keine Veranlassung gesehen. Irgendwie hoffte ich, dass das nur ein Versprecher war oder dass ich gerade irgendwie falschrum dachte.
Dann sollte sie etwas zum Betreuungsgesetz sagen, auch hier wieder offen „erzählen Sie mal“. Sie fing an mit Sinn und Umfang, bei den Wohnungsangelegenheiten gab es dann Nachfragen, Frau S-H wollte wohl darauf hinaus, dass die Betreuenden im Sinne des Betreuten handeln müssen und überprüft werden.
Und als ich schon dachte, nun ist es vorbei, kam an mich nochmal die Frage, wie man denn an einen Betreuer kommt. Also habe ich ausgeholt, ab 18 (oder wenn klar ist, dass man eh eine braucht ab 17) Antrag stellen, ein Besuch bei mir zu Hause, dann die logische Reihenfolge der Wahl des Betreuers und warum so und nicht anders, da kam dann auch endlich mal die Sekretärin ins Spiel, wenn man den Antrag beim Vormundschaftsgericht stellt (wir hatten irgendwie fast ein wenig Spaß), auch dass man quasi verpflichtet ist, diese Aufgabe zu übernehmen, dann noch die regemäßigen Überprüfungen, das schien ihr zu gefallen. Und Schluss mit diesem Thema. Da ich wingwave und damit EMDR erwähnt hatte, wollte Frau S-H zum Abschluss noch von mir wissen, wofür EMDR denn gut sei. Hier verstand sie keine Spaß, ich musste ganz brav „Traumatherapie“ sagen, habe dann auch noch PTBS gesagt und sie war zufrieden. Weitere mögliche Anwendungsgebiete interessierten sie da ebenso wenig wie die Funktionsweise.
Uns war allen klar, dass das hier keine Prüfung für eine besondere Qualifikation war, nein, Therapieren müsse man ja unabhängig von der Überprüfung noch lernen, und ja, das wollten wir gewissenhaft tun, weil wir ja auch eine Weiterbildungspflicht hätten. Gut.
Irgendwo zwischendurch, ich weiß nicht mehr, wann, kam auch an mich die Frage, was einem denn so alles bei der Hypnose passieren kann. Ich habe Regression erwähnt, unerwartete Emotionen und Reaktionen der Klienten bis hin zu körperlichen Reaktionen und dass ich im Zweifel in der Lage sein muss, jemanden wieder so zu stabilisieren, dass wir von da aus weitersehen könnten, wo es hingehe und ob und wenn ja mit wem eine Weiterarbeit möglich und sinnvoll sei. Da habe ich dann auch mal „Krisendienst“ gesagt, das war ihr aber egal. Die Telefonnummer habe ich dennoch sicher nicht umsonst im Kopf.
Dann wurden wir beide rausgeschickt (vorher noch die Taschen aus dem Schrank holen) mit der Aussicht, dass sie nach Beratung mit sich selbst feststellen würde, dass wir bestanden hätten. Also gings wieder in Zimmer 4.22 zur Unterschrift, dass wir das Geld binnen einer Woche überweisen würden. Dann gab es direkt die Urkunde. Sehr praktisch mit beglaubigter Kopie und der LAGESO-Adresse, an die man zum Registrieren schreibt, wenn man in Zukunft über Versicherungen abrechnen möchte. Auch Frau Andresen war freundlich, professionell und gut gelaunt.
Da ich Sperrtermine angegeben habe, habe ich mich noch für die Flexibilität des Gesundheitsamtes diesbezüglich bedankt. Gern, ja, sie würden überlegen, das im nächsten Jahr anders zu machen, es sei schon recht aufwändig gewesen.
Kurze Nachbesprechung mit der Mitgeprüften: beide froh, beide hatten wir den Eindruck, dass ich deutlich mehr Prüfungszeit hatte als sie (ca. 30 Minuten zu ca. 20 Minuten), gesamte Prüfungszeit unter einer Stunde. Warum die Zeiten so unterschiedlich waren? Wir wissen es nicht. Vielleicht auch, weil meine Tätigkeit im Vergleich zu Yoga oberflächlich betrachtet deutlich heftiger ist? Oder weil ich einfach mehr geredet habe? Oder weil die Prüferin allein einfach nicht alles im Blick haben kann? Im Endeffekt egal.
Wir fanden die Atmosphäre sehr angenehm, Frau Scherf-Hopp zugewandt, fair und freundlich. Es gab Momente, wo ich eher den Eindruck hatte, wir unterhalten uns über den Themenkomplex als dass es wirklich ein Abfragen war. Auch sie hat zwischendurch mal humorvolle trockene Bemerkungen gemacht und hatte kurze inhaltliche Einwürfe, nicht immer nur als Hilfen.
Ich wünsche allen, die noch dran sind, eine mindestens ebenso angenehme Prüfung…
Dörthe