Tempelhof, 23.11.216

#1 von Thomas Rehork , 24.11.2016 20:20

Guten Abend Herr Rehork,

ich habe heute die mündliche Prüfung in Tempelhof-Schöneberg bestanden und bin ausgesprochen froh!
Besonders auch über meine Entscheidung im Frühjahr dieses Jahres Ihren Kurs gewählt zu haben.
Ich habe mich ja im März Knall auf Fall dazu entschlossen, mich beruflich umzuorientieren und parallel zu meinem Stressjob bei Ihnen angefangen. Einzig Ihre lebendigen Darstellungen und menschliche Zugangsweise haben mich bei der Stange gehalten, nach einem 10h Tag hätte ich keine weitere Multimediashow mehr ertragen.

Gedächtnisprotokoll vom 22.11.2016, Tempelhof-Schöneberg:

Prüferin: Bitte stellen Sie sich vor, was haben Sie bisher gemacht und warum sind Sie heute hier.

Ich: Name, Ausbildungsstaus, letzte Tätigkeit - alles mehr oder weniger „fachfremd“. Bisher keine therapeutische Ausbildung. Habe mit dem Training der GFK (Gewaltfreie Kommunikation nach M. Rosenberg) begonnen, in Seminarform und im Selbststudium. Ist zwar keine therapeutische Ausbildung, doch macht das Üben der GFK Grundhaltung für mich viel Sinn, da sie der therapeutischen Grundhaltung - Wertschätzung/Empathie/Authentizität - entspricht
Wohlwollendes Nicken der Prüferin/Beisitzerin.
Beruflich wie privat von Menschen umgeben, die sich wiederkehrend in krisenhaften Situationen wiederfinden. Habe mit den Jahren in beiden Bereichen mehr und mehr eine beratende Rolle übernommen und festgestellt, dass ich mehr Zeit und Aufmerksamkeit in solche Dynamiken investiere und auch mehr Interesse daran habe, als in meinen/an meinem eigentlichen Job. Also warum nicht zum Beruf machen. Möchte zum einen die Menschen die mich umgeben besser einschätzen können, aber auch mich selbst und die Dynamiken des psychotherapeutischen „Setting“. Perspektivisch berufliche Umorientierung, als nächstes am liebsten Praktikum in einer psychiatrischen Klinik.

Beisitzerin: wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich: Vorbereitungskurs Thomas Rehork, Diplompsycholge
Beisitzerin: ja, kenne ich, sehr viele Prüflinge kommen von ihm

Prüferin: Sie hatten ja einige Fehler bei der schriftlichen Überprüfung. Können Sie uns sagen, welche?
Ich: ja, richtig, 4 Fehler. Zum Beispiel (habe meinen „Lieblingsfehler“ genannt) zu „Antriebssteigerung ist ein typisches Symptom bei…“ habe ich „agitierte Depression“ nicht ankreuzt und habe das absichtlich nicht angekreuzt.
Prüferin: ach ja?
Ich: ja
Beisitzerin: ja, das haben sehr viele nicht angekreuzt weil … ach ja … das ist ja Ihr Part - bitte..
Ich: ...habe das Bild der Antriebssteigerung so verstanden, dass es sich um eine gesteigerte Dynamik im Verhalten handelt im Sinne einer Übermotiviertheit und dies zielgerichtet, auch wenn die Ziele gegebenenfalls unrealistisch sind, wie z.b. bei der Manie. Das Bild der agitierten Depression aber wird überwiegend so beschrieben, dass die Betroffenen psychomotorisch agitiert sind im Sinne einer ziellosen psychomotorischen Überaktivität, die leidvoll erfahren und auch entsprechend beklagt wird…obwohl, eine Antriebssteigerung schliesst eine Agitiertheit sicher nicht aus.

Prüferin: verstehe, ja … na gut, dann bitte Störungsbild Depression

monophasisch, rezidivierend, anhaltend, Dysthymia
leicht, mittelgradig, schwehr, psychotische Symptome, Verarmungswahn, Nihilistischer Wahn
Was ist wichtig?
Suizidalität, nicht nur generell bei Depressionen sondern auch am Beginn einer Therapie durch Destabilisierung und/oder Gabe von antriebssteigernden Antidepressiva, Latenz, Affektivität noch herabgestimmt plus plötzlich Kraft, Suizid auszuführen.
Wie finden Sie Suizidalität heraus?
offenes, direktes und einfühlsames Gespräch, Risikofaktoren in der Anamnese und im aktuellen sozialen Leben, Lebensalter.
Was tun Sie bei akuter Suizidalität
ich lasse den Patienten auf keinen Fall gehen und kontaktiere den SPD
Was ist nachts und der Patient will abhauen?
Polizei
Wo ist das geregelt?
Im PsychKG, Beschreibung, was im PsychKG geregelt wird und wen das betrifft.
Wie ist das Prozedere?
Beschreibung des Prozedere im Land Berlin
und der Patient bleibt dann für immer in der Klinik?
Nein, solange die Gefährdung besteht, aber maximal 6 Wochen. Danach sollte eine Betreuung eingerichtet werden.
Aha - was ist das, Betreuung?
Betreuungsgesetz, wen es betrifft, wer beantragen kann, wer anregen kann

Meine Tipps: für die Mündliche eher auf Zusammenhänge und auf klinisch relevante Faktoren und Abläufe konzentrieren.
Mut zur Lücke, habe während der Prüfung auch Fragen gestellt. V.a. Zahlen und Daten haben wenig interessiert, die Prüferin reagierte bei Überlegung zu einer Jahreszahl beim Thema Betreuung mit "das ist völlig egal, was passiert nun mit dem Patienten." Gründlich vorbereiten auf die „Fehler“ bei der Schriftlichen, die Prüferinnen haben den Bogen der Schriftlichen vor sich inklusive einer Auswertung. Aus dem von mir genannten Fehler hat die Prüferin alle anderen Fragen entwickelt - meine Prüfungskollegin war darauf nicht so eingestellt, ihre Antworten haben der Prüferin keine wegweisenden Anknüpfungspunkte gegeben und sie wurde dann random-mässig ein völlig anderes Gebiet abgefragt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dann etwas gefragt wird, was man nicht so gründlich vorbereitet hat, ist relativ gross bei dem umfangreichen Stoffgebiet. Die Prüferin und auch die Beisitzerin waren ausgebrochen konstruktiv, es ging nie darum, Wissenslücken aufzudecken.

Herzliche Grüße und viel Erfolg!
Hannah

 
Thomas Rehork
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