Lichtenberg 17.4.2019

#1 von Thomas Rehork , 24.04.2019 17:07

Mündliche Prüfung im Gesundheitsamt Lichtenberg, 17.4.2019
• die beiden Prüfer stellen sich vor: ein Arzt vom SPD Lichtenberg und eine Heilpraktikern (die Namen habe ich leider vergessen), Aufklärung, wie die Prüfung abläuft (pro Person eine rechtliche Frage, ein Fallbeispiel, weitere Fragen, dabei läuft eiine Tonaufnahme zur evtl. Klärung von strittigen Fragen)
• wir stellen uns kurz vor: Namen, sagen, wo wir uns auf die Prüfung vorbereitet haben und was wir später beruflich vorhaben
• gesundheitliche Tauglichkeit (ob man sich fit für die Prüfung fühlt)
• ich ziehe die erste Frage: es geht um die Unterbringung nach BGB:
• Antwort: im Vordergrund steht die Unterbringung zum Wohle des Betroffenen; kann ein Volljähriger wegen einer körperlichen, seelischen oder geistigen Behinderung nicht mehr oder nur eingeschränkt seine eigenen Angelegenheiten regeln, bestellt das Gericht auf seinen Antrag oder auf Antrag des Amtes einen Betreuer; sollte eine Unterbringung notwendig werden, muss der Betreuer für die Aufgabenbereiche Gesundheit und Aufenthalt beauftragt sein, die Unterbringung muss beim Gericht beantragt werden,
• Frage nach weiteren Aufgabenbereichen: Schriftverkehr mit Behörden und. Vermögenssorge (Erfordernisprinzip: ein Betreuer darf nur für die Aufgabenkreise bestellt werden, für die die Betreuung notwendig ist)

• Rechtsfrage für meine Prüfungspartnerin: Wie wird die Unterbringung eines Patienten gegen seinen eigenen Willen vorgenommen
• Antwort: geregelt wird diese Frage im Berliner Landesgesetz für Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Erkrankungen; die Unterbringung betrifft psychisch Erkrankte, die sich oder bedeutende Rechtsgüter anderer unmittelbar gefährden oder die strafrechtsbezogene Unterbringung
• da es sich eigentlich um eine Freiheitsberaubung handelt, muss das Vorgehen fundiert begründet werden und gesetzlich gesichert sein (Gutachten vom Arzt, richterliche Anweisung am nächsten Tag), Recht des Patienten, Angehörige anzurufen und Recht auf Widerspruch
• Frage: Wie lange ist eine solche Unterbringung möglich? Antwort: Sechs Monate
• Frage: Welche Hiilfen bietet das PsychKG an? Antwort: Beratungsstellen, Beschäftigungsmöglichkeiten, Berliner Krisendienst (rund um die Uhr)
• 1. Fallbeispiel: Ein 40jähriger Mann bekommt in der vollen U-Bahn Herzrasen, Atemprobleme und Angstgefühle. Da er dies kennt, hat er immer das Fahrrad benutzt, jetzt hat er aber einen neuen Arbeitsplatz und muss mit der U-Bahn fahren. Was sind Ihre differenzialdiagnostischen Überlegungen und wie gehen Sie therapeutisch vor?
• Antwort: Symptome: Herzrasen, Atemprobleme, Angst in der vollen U-Bahn deuten auf eine Panikattacke, da er solche von früher kennt, liegt hier möglicherweise eine Panikstörung im Zusammenhang mit einer Agoraphobie vor,
• das Nichtbenutzen der U-Bahn fungierte als negativer Verstärker
• zusätzlich zu dieser Verdachtsdiagnose ist abzuklären, ob alle nötigen organischen Untersuchungen vorgenommen wurden, denn es können auch körperliche Störungen (z.B. ein Herzinfarkt) vorliegen, ausführliche Anamnese und psychopathologische Befund
• weiterhin ist im Zusammenhang mit Angst immer die Suizidalität abzuklären (steht hier aber nicht im Vordergrund, da der Patient aktiv am Leben teilnimmt, Rad fährt, arbeitet)
• Therapeutisches Vorgehen: beim Verhaltenstherapeuten Expositionstraining (sich der Angst aussetzen und die auftretende Angst ertragen-> U-Bahn-Fahren statt Vermeidung; evtl. durch massive Reizkonfrontation (flooding) oder
• Kognitive Verhaltenstherape: dysfunktionale Annahmen erkennen, deren Bezug zu Gefühlen und Verhalten (Panikattacke) verstehen und Gedanken umsrukturieren oder
• Hypnotherapie
• Kunsttherapie begleitend (zum Ausdruck innerer Bilder)

• 2. Fallbeispiel: Ein 38jähriger Mann mit deutlichem Leistungsabfall bei der Arbeit und im Alltag, Müdigkeit, Schlafstörungen, Libidoverlust bittet seinen Freund, ihm Medikamente zu besorgen, damit er sich wieder gesund fühlt; Was sind Ihre differenzialdiagnostischen Überlegungen und wie gehen Sie therapeutisch vor?
• Symptome: Antriebsverlust, Interesseverlust deuten auf eine depressive Episode hin, bei Nachfragen von weiteren Symptomen ergibt sich als Stärke eine mittelschwere Episode, in der Anamnese nachforschen, welche weiteren Umstände bestehen (auch manische Episoden?, Alkohol- oder Drogeneinnahme? körperliche Ursachen? sozialer Rückzug usw.), Suizidalität abklären!
• Der Patient wird an einen Facharzt für Psychiatrie verwiesen (abklären, ob und welche Medikamente notwendig sind) und es wird ihm eine Psychotherapie empfohlen; weiterhin Psychoedukation (Aufklärung über Gefährlichkeit einer Selbstmedikation !
• weitere Möglichkeiten: Gedankenstopp, soziales Kompetenztraining (z.B. zur Abgrenzung, zur Aktivierung)

Die Prüferin und der Prüfer waren sehr positiv eingestimmt und wohlwollend.
Nachfragen galten als Ergänzungen, nicht als "Abfragen". Wer gut vorbereitet ist, kann sich auf die Prüfung freuen. Viel Erfolg allen.

An Herrn Rehork ein großes Dankeschön für die profunde und umfassende Vorbereitung. Weiter so mit vielen HPP-Anwärter*innen.

Sigrid

 
Thomas Rehork
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Lichtenberg 17.4.2019 die Zweite
Lösungen schriftliche Prüfung März 2019 Gruppe A

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