Lichtenberg 17.4.2019 die Zweite

#1 von Thomas Rehork , 24.04.2019 17:16

Mündliche Prüfung Lichtenberg 17.04.2019- 13:30
Meine Mitprüferin und ich haben soeben die mündliche Prüfung bestanden. Geprüft wurden wir von Frau Schindler, Ärztin vom SPD und von Frau Lahn, Heilpraktikerin. Beide sehr nett, Frau Schindler hat alle Fragen/ Nachfragen gestellt und hat einen teilweise die Antwort in den Mund gelegt.
Wir zogen jeweils eine Rechtsfrage, meine Mitprüferin begann. Die Frage lautete in etwa:

Welche drei Therapieverfahren werden von der Krankenkasse bezahlt?
Nennen Sie drei humanistische Therapieverfahren und beschreiben Sie eine davon genauer.

Sie beschrieb dann ausführlich die PA, TP und die VT, nannte die Gesprächstherapie nach Rogers und die Gestalttherapie nach Perls als humanistische Therapie und ging auf beide genauer ein.
Nachfrage: Kennen Sie eine dritte humanistische Therapieform?
Die Mitprüferin schlug zögernd die Hypnotherapie vor, stellte dann kurz die emotionsfokussierte Paartherapie vor (sie arbeitet bereits als Paartherapeutin mit dieser Methode). Frau Schindler war sehr interessiert und merkte an, wieder etwas Neues gelernt zu haben.
Meine Rechtsfrage lautete in etwa so:

Ein Mann kommt zu Ihnen, da er Ihr Praxisschild interessant findet. Ein Freund hat ihm die Gestalttherapie empfohlen, er leidet zunehmend unter Angstattacken. Er ist jedoch arbeitslos und kann die Therapie nicht bezahlen. Was empfehlen Sie ihm?

PA, TP und VT vorstellen, da diese von der Krankenkasse gezahlt werden. Ich würde ihm aber die VT empfehlen. Kann sich an Terminservicestelle wenden oder sich genauer beim SPD beraten lassen. Nachfrage: Wenn er sich nicht traut, dort anzurufen oder hinzugehen? Antwort: Ich übernehme den Anruf für ihn und vermittle ihn an einen anderen Therapeuten oder rufe beim SPD an. Suizidalität abfragen.

An das Fallbeispiel meiner Mitprüferin kann ich mich leider nicht mehr genau erinnern. Etwa so:

Eine Frau sucht Sie auf, weil ihr Mann zunehmend „merkwürdiger“ wird. Er tapeziere nachts die Wände und sei bei einem Bootsausflug in die Havel gesprungen. Sie fragt ob das normal sei. Vom Arzt hat er irgendwelche Medikamente bekommen. Was empfehle Sie der Frau?

Meine Mitprüferin stellte die Verdachtsdiagnose bipolare Störung, was auch stimmte. Die depressive Episode wurde glaube ich auch in dem Fallbeispiel genannt, daran kann ich mich aber nicht mehr erinnern. Frau Schindler wollte noch wissen, welche Medikamente der Arzt wohl verschrieben hatte, woraufhin meine Mitprüferin antwortete, das sei nicht ihr Gebiet, da müsste sie einen Arzt fragen. Frau Schindler ließ aber nicht locker und wollte wissen, was sie denn vermutet. Sie hat etwas von Akutmedizin gesagt, kam dann nach langen Ausschweifungen auf Antidepressiva. Damit war Frau Schindler zufrieden. Sie wollte dann noch eine DD wissen, beantwortete die Frage aber quasi selber, indem sie fragte, welche Unterform der Schizophrenie es auch sein könnte, bei der man starke Stimmungsschwankungen hat. Antwort: Schizoaffektive Störung.
Mein Fallbeispiel war in etwa so:
Eine 43 jährige Frau kommt zu Ihnen, weil sie seit einem Unfall vor 7 Monaten Lähmungen im Arm hat, obwohl der organische Befund nichts mehr ergibt. Sie hatte eine Schulterfraktur, diese ist aber wieder verheilt. Außerdem stottert sie und hat ein merkwürdiges Kribbeln und Schmerzen im Bein. An ihr Leben vor dem Unfall kann sie sich nur noch lückenhaft erinnern. Sie gehe schon zur Ergotherapeutin und zur Logopädin und habe vom Arzt Schmerztabletten verschrieben bekommen.
Meine Verdachtsdiagnose: Dissoziative Störung, da der organische Befund nichts mehr ergibt. Außerdem spricht Doctor- Hopping dafür (Ergotherapie, Logopädie) (Anmerkung von TR: Doctor-Shopping oder -Hopping spricht eigentlich nicht für die dissoziative Störung, das findet man eher bei somatoformen Störungen. Außerdem reicht Ergo- u. Logotherapie dafür nicht aus, man muss schon wirklich viele Ärzte u. Therapeuten aufgesucht haben. Aber das scheint nicht gestört zu haben, wichtig für die Prüfer ist auch der Gesamteindruck.) Im Anamnesegespräch fragen, was für ein Unfall es war, herausfinden, ob bereits Medikamentenabhängigkeit vorherrscht, Suizidalität abfragen, Ich-Störungen? Ist das Kribbeln vielleicht von außen gemacht? DD: Anpassungsstörung, larvierte Depression. Frau Schindler fragte noch, was es auch sein könnte, wenn der Unfall sehr heftig war. PTBS, dann würde ich nach Albträumen, Flashbacks fragen. Weitere Frage: Würde ich die Dame behandeln? Ja, wenn keine Medikamentenabhängigkeit besteht, und es sich wirklich um eine dissoziative Störung handelt. Mit VT, Probleme ernst nehmen, ihr vorschlagen, Strategien zu finden, um mit den Defiziten umzugehen, da es sehr schwer ist, Patienten mit einer dissoziativen Störung überhaupt zu einer Psychotherapie zu bewegen. Frau Schindler wollte noch wissen, wie ich genau die Patientin behandeln würde. Ich meinte dann, das sei hypothetisch gemeint, ich wollte damit nur sagen, dass ein HPP die Dame behandeln dürfte. Da ich Seniorenbetreuung anbiete, würde ich die Patientin weiterleiten. Damit war Frau Schindler zufrieden und hat keine weiteren Fragen gestellt. Wir mussten auch nicht den Raum verlassen, uns wurde sofort mitgeteilt, dass wir bestanden hatten. Sie haben dann noch interessiert gefragt, was wir denn in Zukunft vorhaben und dann war die Zeit auch schon rum. Die Prüferinnen haben viele Scherze gemacht, das hat die Stimmung ungemein gelockert, es war eine sehr angenehme Prüfung. Frau Schindler hat auch nicht weiter nachgebohrt, wenn sie bemerkte, dass man sich auf einem Gebiet nur oberflächlich auskannte.

Viel Erfolg an alle, die noch geprüft werden! Ihr schafft das!!!
Sulamith!

 
Thomas Rehork
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