Lichtenberg, 12.12.2019

#1 von Thomas Rehork , 12.12.2019 20:04

Lieber Herr Rehork,

anbei übermittle ich Ihnen mein Gedächtnisprotokoll der heutigen mündlichen Prüfung für Sie und weitere Kursteilnehmer. Ich werde einige Fragen nicht mit einer ausführlichen Antwort versehen. Wenn sie mögen können sie diese gerne ergänzen. Aber aus den Unterlagen von Ihnen, den Beiträgen und im Internet ist ja alles zu den Gesetzen ausführlich beschrieben.

Datum: 12.12
Ort: Lichtenberg
Zeit: Bis zu 90 Minuten (Wir waren nach guten 60 Minuten fertig)
Prüfer: 2 Herren (1 Psychiater/Arzt und 1 Heilpraktiker (spezialisiert auf PTBS und Hypnotherapie)

Vor ab an alle: Entspannt euch :), tief durchatmen und die "Vorfreude" euer Wissen und der Umgang mit Klienten nun auch unter "Beweis" stellen zu dürfen. Ich kann euch wirklich beruhigen und sagen, es war eine sehr angenehme, freundliche und wohlwollende Begegnung und Prüfung. Es ist wirklich mehr ein anregender Austausch, als eine stupide Prüfungsbefragung. Ein fundiertes Wissen und bestimmte Vorgehensweisen (Suizidalität, Krisenintervention, Unterbringung, SPD, Krisendienst und bei meiner Prüfung besonders wichtig: Wie gehen SIE jetzt vor!).

Bevor die Tonaufnahme begann, wurden wir höflich gebeten 2-3 Sätze zu uns zu sagen und uns kurz vorzustellen. Das schaffte zusätzliche eine vertraute Atmosphäre. Dazu habe ich lediglich meinen bisherigen Werdegang ( Freiwilliges soziales Jahr, Heilerziehungspflegerausbildung/ Arbeitsschwerpunkte und mein soziale Arbeit Studium erwähnt. Hab keine Angaben gemacht, was ich jetzt genau mit dem HPP machen möchte. Es ging wirklich kurz darum eine Art Vertrauensbasis zu schaffen, schließlich verbringen wir ja jetzt auch eine gewisse Zeit miteinander :)

Die Prüfer hatten bereits eine Vorauswahl aus den Karteikarten gemacht und es waren für die 1. Runde 2 Karteikarten zur Verfügung. Ich begann und auf meiner fanden sich folgende Fragen:

1. Was beinhaltet der SPD und deren Aufgaben (Personenkreis, Hilfen, Koordination, Beratung, Öffnungszeiten, Betreuung, Fachpersonal, Eingliederungshilfe (!)). Also das gesamte Spektrum wurde hier gefordert.
2. In Welchem Zusammenhang steht der SPD mit dem PsyschKG (PsyschKG beschreiben, Inhalt usw., Zwangsunterbringung. Hier wurde auch sehr konkret und detailliert nochmal nach gefragt. Wie genau eine Einweisung abläuft, Wann die Polizei hinzugezogen werden muss, ob ich berechtigt bin jemanden bei mir in der Praxis einzusperren, wenn dieser akut gefährdet ist. Wie das mit den Anträgen abläuft, dem Gericht, ob der SPD das vor Ort macht. Also definitiv wirklich ausführlich lernen (Habe ich zum Glück gemacht, wobei ich mir bei dem "einsperren" sehr unsicher war. Wir sind aber dazu befugt, falls wirklich eine akute Gefahr ausgeht.
3. Was ist der Berliner Krisendienst. Hier war es von Bedeutung, dass dieser Ansprechpartner ist, wenn der SPD Feierabend hat. Ob im Krisendienst auch Personal (Ärzte/Gutachter usw sind). Auch nochmal konkrete kleinere Fallbeispiele wie z.B. Sie sind in ihrer Praxis 18 Uhr und jemand kommt rein, akut Suizidal. Vorgehen usw.
Meine Mitprüferin hatte das Betreuungsgesetz und dazu eben auch sehr ausführliche Nachfragen. Auch 3 Hauptfragen und dann z.B. noch: Kann jemand nach dem Betreuungsgesetz untergebracht werden. Wenn ja wie und der Ablauf. Jemand ist nicht einwilligungsfähig hat eine schwere Erkrankung, welche Aufgabenbereiche, was ist wenn dieser noch keinen Betreuer hat. Muss auf eine Einverständnis gewartet werden usw. Auch kleines Fallbeispiel Herr XY kommt ins Krankenhaus es soll eine Untersuchung und Unterbringung durchgeführt werden. Welche Bereiche (Aufenthalt & Gesundheit)
Zusammenfassend kann ich sagen: Sie helfen einen, falls du etwas nicht sofort beantworten kannst oder dir unsicher bist. Deshalb die Grundsachen sollten definitiv sitzen für die ganzen detaillierten Fragen, bekommst du auch mal einen Schubser ;) Im Reflektionsgespräch haben sie nochmal betont, wie wichtig Ihnen auch dieser teil ist, weil es in der Praxis eben auch vorkommt und wir auf jeden fall einen sicheren & souveränen Umgang damit haben sollen, damit sich unsere Unsicherheit und Unkenntnis nicht auf den sowieso schon labilen Klienten (oder Angehörigen) überträgt.

Beim Fallbeispiel lagen dann immerhin 4 Karten aus.
Ein 68 Jähriger alter, allein lebender Mann wirkt zunehmend verwirrt. Er hat keine sozialen Kontakte mehr, verlässt selten seine Wohnung und verwahrlost zunehmend. Neuerdings hat er begonnen seine Nachbarn zu beschuldigen und zu beschimpfen.
Erläutern sie ihr differentialdiagnostisches Vorgehen, mögliche Verdachtsdiagnose und ihr weiteres Vorgehen!

1. Suizidalität abklären (Risikogruppe alleinstehender älterer Mann)
2. Organische Ursachen abklären lassen
3. Verdacht Demenz (kann ich schon vor Ort mit dem Uhrentest/Begriffen abklären) Frage: Gibt es auch wahnhafte Erscheinungen bei Demenz? Was kennen sie an Untersuchungsmöglichkeiten für Demenz (z.B. Mini mental state test)
4. Alkoholabhängigkeit und Folgeschäden (auf das Delir sind sie noch weiter eingegangen Ursachen, Erscheinungsbild, Notfall!)
5. Depression (hier wurden nochmal die Kernsymptome erfragt)
6. Anhaltende wahnhafte Störung
7. Weitere Vorgehensweise (angenommen er hat bspw. eine Demenz mit wahnhafter Symptomatik): Erstmal das übliche auf ihn eingehen, Verständnis zeigen und ernst nehmen, Fremdanamnese (Nachbarn fragen), Betreuung anregen, Soziotherapeutisches Vorgehen (Eingliederungshilfe; Teilhabe am Leben, wieder Kontakte herstellen, eine Beschäftigung usw.) Also auch SPD hinzuziehen, der ja dann alles weiter auch koordiniert
Fall 2 war eine 33 Jährige Frau die sich Sorgen um ihren Freund macht. Dieser lebe sehr zurück gezogen, spricht kaum, hat sich sehr verändert, hat mal bei der Bundeswehr gearbeitet, trinkt vermehrt Alkohol und wacht Nachts manchmal panisch auf wegen Alpträumen.
Erstmal sämtliche DD die einem dazu so einfallen (Alkoholabhängigkeit, Depression, ggf. Bipolar usw.) Es war dann eine PTBS. Hierzu auch konkretere Fragen über das Erscheinungsbild und ganz wichtig: Wie reagieren sie, wenn der Klient bei Ihnen in der Praxis einen Panikanfall bekommt? (Ins Hier uns Jetzt holen, ruhig ansprechen, beruhigen, auch berühren an der Hand usw.) Wie wird PTBS therapiert.
Wir haben beide souverän bestanden und sie wirkten sehr zufrieden. Obwohl es hier und da auch kleinere Wissenslücken gab. Darüber sehen Sie aber hinweg, wenn diese nicht schwerwiegend den Klienten oder uns in Gefahr bringen.

Also an alle weiteren Prüflinge, ja es ist einiges zu lernen und Nein ihr müsst nicht den gesamten ICD 10 bis ins kleinste Fitzelchen beherrschen. Das können die bestimmt auch nicht bei allen Störungsbildern ;) Es ging hierbei viel darum, dass wir die Grundlagen sicher beherrschen und situations und klientenabhängig adäquat reagieren und handeln können. Ich wünsche euch allen viel Erfolg und gutes Gelingen! Ich bin jetzt aber doch erstmal froh das Lernen und die ständige Beschäftigung damit, erstmal sacken lassen zu dürfen :)

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bei Ihnen bedanken für den tollen und umfassenden Kurs und ihr Engagement.

Alles Liebe für Sie

Mit besten Grüßen
Nicola

 
Thomas Rehork
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