Tempelhof 02.06.2022

#1 von Susanne Czerny , 03.06.2022 22:36

Wir waren zu zweit - beide bestanden! - und kannten uns bereits aus der Lerngruppe!, so konnte ich nach bestandener Prüfung meine Freude viel besser teilen!
Ich war froh keine Maske tragen zu müssen, das Fenster blieb geöffnet. Bestes Wetter früh um 9.00 Uhr. Wir sind die ersten. Günstig, finde ich.

Ich habe mich auch sehr darüber gefreut von dem freundlichen und zugewandten Herrn Dr. Finger geprüft zu werden, hatte ich doch so meine Befürchtungen im Rollenspiel bei Fr. Dr. Reza-Thomas blass auszusehen. Beisitzerin war eine Dame vom Fachverband Deutscher Heilpraktiker-Landesverband Berlin e.V..
Die Prüfung empfand ich als eine gute Erfahrung. Dr. Finger ging sofort in einen sehr freundlichen Kontakt -null Allüren.
Ich wurde als Erste geprüft, die Fallgeschichte:
35 jähriger Mann kommt auf Drängen der Freundin in die Praxis. Sie würde ihn verlassen, würde sich nicht bald etwas ändern. Nach dem Verlust des Arbeitsplatzes vor einem Jahr, säße er nur noch zu Hause vor dem Computer. Der Mann selbst meint, dass sich alles wieder einrenken ließe, wenn er nur Arbeit fände. Er hätte eigentlich gar nichts. Die Freundin monierte aber seine Unzuverlässigkeit. Sie wäre sehr unzufrieden.
Herr Dr. Finger schloss sofort 3 Fragen an, die ich längst vergessen habe, die ich dann aber wohl im Verlauf des Gesprächs beantwortet haben muss.
Die erste Frage war, wie ich denn nun so mit dem Mann beginnen würde.
Platz nehmen, Willkommen, patati patata (ich wollte mich erstmal warm laufen), dann mitschreiben wollen. Das fand Dr. Finger dann gleich prüfenswert.
Und so begann eine Prüfung, in der Herr Dr. Finger meine Antworten zum Anlass nahm, immer neue Aspekte in den Fall zu bringen und dazu Fragen zu stellen.
"Was schreiben sie mit, dürfen sie das, wenn der Mann nicht will, was tun sie?" Es lief am Ende auf Vertrag und Patientenrechtegesetz hinaus.
So ging es dann ungefähr weiter:
"Was fragen Sie den Mann?" Ich sagte, dass es wohl sinnvoll wäre zu fragen, was er den ganzen Tag täte außer am Computer zu sitzen. Ob er weitere Beschwerden hätte, wie er schlafen würde. Dr. Fingers erfand noch das Daddeln am Handy und Beschäftigung an einem anderen Bildschirm, sodass die Frage nach Impulskontrolle im Raum stand und bald auch die "depressiven Symptome" abgefragt werden mussten und eine Einschätzung über den Schweregrad sowie Differentialdiagnose abgegeben werden musste. In den Fall floss nämlich ein, dass der Mann vorher in einem Sportstudio gearbeitet hatte und mit Freunden regelmäßig Sport getrieben hatte. Nun nähme er sehr zu und schlafe lange. Anpassungsstörung, der Zeitfaktor ergab dann die depressive Reaktion leicht bis mittelschwer. Mein Argument war hier, dass auch Gewichtszunahme und längeres Schlafen Depression nahe legen würden.
Dr. Finger ersann gefühlt nach jeder meiner Antworten und auch Fragen immer weitere Details für den Fall, die mich fordern sollten und so stand auch
Suizidalität auf dem Tableau, aber Dr. Finger entschied, dass der Mann nicht suizidal sei, Suizidalität habe ich natürlich trotzdem abfragen müssen.
Dann kam die nächste Steigerung/Wendung im Fall. Es stellte sich heraus, dass der Mann am Abend Bier trinkt. Im Austausch ergaben sich dann 5 x 0,5 l "Sterni", so Dr. Finger! Mein Gesichtsausdruck zeigte wohl, dass ich den Ernst der Lage erfasst hatte. Es hätte schon einmal eine solche Phase des Alkoholkonsums gegeben. Die Phase beleuchtete ich ein wenig und fragte nach Zeitraum, Abusus oder Abhängigkeit - der Anlass war die Trennung von der Freundin. -Aha!-.
"Welche Kriterien müssen hier erfüllt sein?" Auch das konnte ich beantworten und auch die Frage. "Was sagen Sie dem Mann jetzt?"
Aufklärung wäre hier zweitrangig wg. der Erfahrung in der Vergangenheit, im Vordergrund stünde die Frage nach der Motivation, sagte ich. Und so kam als Letztes die Frage nach der Vorgehensweise bei Alkoholkrankheit und welche Möglichkeiten in der Nachsorge bestünden. "So, ich denke, wir können die Prüfung beenden."
Puh. Die Dame vom Heilpraktikerverband hob den Daumen. Ich dachte, ich hätte es ganz gut gemacht.
Dann kam die Konzentrationsschwäche und erst später wieder Contenance die Prüfung weiterzuverfolgen, da ich schließlich weiter lernen könnte.
Und leider bekam ich dann doch noch Muffesausen, da meine Lernpartnerin mich mit ihrer Vorgehensweise wieder mal sehr beeindruckte. Ich hatte das jetzt aber anders gemacht, doch hatte sich der Ablauf für mich stimmig angefühlt.
Der zweite Fall:
ca. 70 jährige Dame, zwei Söhne, die sie nicht strapazieren möchte, Verlust des Ehemanns vor einem Jahr, Symptome von Panikattaken, Verdacht dann auch Panikattacke, da ausschließlich in der Wohnung, dann DD, Gefahren, Möglichkeiten der Linderung/Heilung. VT, auch kognitiv, ressourcenorientiert, ich-stärkend, Selbsthilfegruppe, den Kontakt zur Familie verstärken. Suizidalität natürlich.
Sorry, mehr krieg ich grad nicht mehr zusammen. Vielleicht kommt der Bericht ja noch von ihr selbst.
Wir haben dann im Anschluss sofort hören dürfen:" Sie haben beide bestanden."
Wie wunderschön der Tag dann war! Freudentaumel!
Viel Erfolg und das Quäntchen Glück wünsche ich euch sehr.

Susanne Czerny  
Susanne Czerny
Beiträge: 3
Registriert am: 19.03.2021


   

Lichtenberg, 9.5.2022
Lichterberg 23.5.22

Xobor Forum Software © Xobor
Datenschutz