Für alle die in die mündliche Prüfung gehen zu erst der wichtigste Tipp: Macht euch nicht verrückt! Ich hatte sehr viele Zweifel und Sorgen ob mein Wissen und meine Voraussetzungen ausreichen und als ich dann dem netten Amtsarzt gegenüber saß habe ich mir gedacht und dafür hast du dir all die Sorgen gemacht. :)
Die Atmosphäre und der Umgang ist sehr wohlwollend und freundlich. Ich habe mich die ganze Zeit gut behandelt gefühlt. Sie wollen einfach prüfen ob man eine gute Struktur hat, auf die wichtigen Sachen (ärztliche Abklärung, Suizidalität) eingeht und seine eigenen Grenzen kennt. Man muss nicht alles wissen. Zweiter wichtiger Tipp: Wenn man etwas nicht weiß nicht raten oder mutmaßen. Einfach ehrlich sagen dass man da gerade auf dem Schlauch steht. Die Prüfer verstehen dass und helfen mit Stichwörtern. Ihr braucht da keine Panik bekommen. Der Gesamteindruck zählt. Niemand kann diesen Stoff hundert Prozent bis ins kleinste Detail wissen.
Nun zum Ablauf:
Bei mir war nur eine junger Amtsarzt vom SPD anwesend da sich der Beisitzer krank gemeldet hat. Die Prüfung wurde mit Tonband aufgezeichnet und danach glöscht. Zeit wurde mit 45 Minuten angekündigt
Los ging es mit einer kurzen Vorstellungsrunde vom Arzt und mir. Habe nur das nötigste erzählt. Warum ich das mache und wofür ich das brauche. Bin gar nicht ausführlich auf Therapieverfahren etc eingegangen. War auch nicht wichtig. Gespräch diente nur zum Eisbrechen und hat mir geholfen anzukommen und Angst abzubauen.
Dann wurden mir zwei Karten vorgelegt:
1. Rechtsfragen: Thema Betreuungsrecht. 3 Fragen aber die habe ich im Detail ignoriert und habe einfach Aufgezählt was Herr Rehork in seinem Skript geschrieben hat. Das ist sehr gut angekommen. Der Arzt hat zugehört und immer wieder Signalwörter auf seinem Blatt abgehakt. Dann wollte er kurz den Unterschied zwischen Unterbringung nach Betreuung und Psych KG wissen. Nach PsychKG bei psychischer Störung und Sucht und wenn ein schädigendes Ereignis (für sich und andere unmittelbar bevor steht) bei Betreuungsgesetz wenn es um die Eigengefährdung geht. Wissen Sie ein konkretes Beispiel bei Unterbringung nach Betreuungsgesetz? Ja wenn jemand eine lebensnotwendige Operation braucht, dies aber nicht mehr geistig erfassen und entscheiden kann. Wurde so als Beispiel akzeptiert. Danach hat er mich noch gefragt welche Vorsorge ich persönlich treffen könnte? Mir ist Patientenvollmacht eingefallen. Die wollte er aber nicht. Dann habe ich gesagt das ich auf dem Schlauch stehe und er hat gemeint dass macht ja nichts und mir erklärt dass es noch eine Vorsorgevollmacht gibt. Rechtsthema erledigt und kurz durchgeatmet.
2. Karte Fallbeispiel:
40 jähriger Mann, macht sich viele Sorgen, schläft schlecht, ist antriebslos, hat häufig Kopfschmerzen, lustlos
5 Minuten Zeit um Notizen zu machen - Ich nutze die Zeit um die Uhr runter laufen zu lassen und notiere mir meine Struktur für die Anamnese
Ich beginne mit den wichtigsten Anamnese Punkten:
War die Person beim Arzt? Gibt es Auslöser? Gab es schon mal das Gegenteil (manische Phasen)
Wie sieht es aus mit Alkohol, Medikamenten Drogen? - hier hakt der Prüfer ein und sagt der Patient trinkt oft Alkohol - wie würden Sie die Abhängigkeit überprüfen?
Die habe ich dank dem Lernwort Azteke (findet man im netz) drauf und er ist zufrieden
Dann frage ich ob aufgrund der Symptome auch eine aktuelle Suizidalität besteht. Prüfer frägt wie ich das Prüfen kann? Ich nenne Ringel und Pöldinger
Prüfer fragt wie könne Sie das konkret erfragen? Ich antworte: Haben Sie schon mal daran gedacht sich das Leben zu nehmen? Drängen sich ihnen diese Gedanken immer wieder auf? Wie oft kommen diese Gedanken? etc. Also es ist immer gut auch Fragen parat zu haben um gewissen Themen abzufragen.
Ich führe weiter aus, dass ich bei den aufgeführten Symptomen den Verdacht auf Depression habe. Ich nenne die Haupt und Nebensymptome und gehe kurz auf die somatischen Symptome ein. Prüfer fragt ob es auch psychotische Symptome gibt. Ja Versündigungs und Schuldwahn
Welche Unterteilung gibt es bei Depressionen: leicht, mittel, schwer 2 Wochen
Prüfer fragt was Differentialdiagnostisch noch beachtet werden muss? Alle organischen Ursachen und in dem Fall noch die generalisierte Angststörung
Wie würden Sie Depression behandeln? kognitive VT vor allem die Gedankenketten des Patienten umformen. Was gibt es noch? Achtsamkeit und Bewegung
Was meinen sie ist eine generalisierte Angststörung schwieriger oder leichter zu behandeln als eine andere Angststörung?
Ich werde unsicher und habe keine Ahnung. Ich sage dem Prüfer das ich da in der Praxis zu wenig Erfahrung habe. Ich weiß dass Angststörungen sich generell gut behandeln lassen und auch eine gute Chance auf Heilung haben. Der Prüfer stimmt dem zu und sagt dass es bei der generalisierten Angststörung schwieriger ist, da sie komplexer ist als spezifische Phobien.
Der Prüfer nimmt kurz die Karte und sagt: Ich habe bei Ihnen ein sehr gutes Gefühl. Sie sind sehr strukturiert und haben ein fundiertes Fachwissen. Wir müssen hier nicht die Zeit runter laufen lassen. Herzlichen Glückwunsch sie haben bestanden. Ich freue mich und registriere dass die Prüfung nur 30 Minuten gedauert hat.
Vielen Dank Herr Rehork, sie haben mir mit ihren konzentrierten Lehrmaterialien und den tollen Geschichten aus der Praxis sehr geholfen diese Prüfung zu bestehen. Auch ihr Tipps und Tricks wie die Prüfer ticken und worauf es ankommt waren Gold wert! Ich werde Sie von ganzem Herzen weiterempfehlen.
Alle die noch Ihre Prüfung vor sich haben:
Alles Gute! Ihr seid gut so wie ihr seid und kein Mensch kann alles Wissen! Holt euch das Ding!!!