Hallo lieber Thomas und fleissigen Forumsbesucher!
Auch ich habs geschafft... endlich kann ich die Bücher beiseite legen und meine Wochenenden wieder "frei" geniessen! Doch keine Frage, die viele Lernerei hat sich gelohnt. Ich habe gestern quasi einen Durchmarsch hingelegt und das sicher auch dank es Forums, der vielen Prüfungsprotokolle und des unermüdlich Fragen beantwortenden Thomas - Herzlichen Dank noch mal an dieser Stelle!
Ich bin sehr sehr happy!
Nun aber zum Ablauf: Vorneweg, es war eine sehr gute Prüfung... mit nur EINEM Prüfer und zwar Herrn Enold (SPD). Die Beisitzerin kam nicht und konnte auch nicht erreicht werden, so wurden wir beiden Prüflinge gefragt, ob wir trotzdem anfangen wollen oder die Prüfung verschieben... Wie bitte? In keinem Fall, wir legen los!
So betraten wir also nur zu dritt den hellen, spartanisch und doch freundlich eingerichteten Raum. Vor uns standen je ein Glas Wasser, ein Blatt Papier und ein Bleistift. Wir Prüflinge saßen zur Tür, Herr Enold uns gegenüber, zwei Tische aneinandergereiht zwischen uns. Nachdem wir über die digitale Aufnahme aufgeklärt wurden, gings auch schon gleich los. Und ich wurde schlagartig sehr ruhig, denn Herr Enold machte einen sehr sympatischen, wohlwollenden Eindruck, lächelte und schaute uns direkt an.
Vor uns lagen vier Karten, zwei weiße (Gesetz), zwei grüne (Fälle). Mein Mitprüfling zog zuerst (wir haben uns drinnen erst spontan entschieden, wer anfängt) - Psych KG. War sie gut drin und wusste Bescheid. Wichtig war Herrn Enold ALLE Voraussetzungen, sprich Selbst- Fremdverletzung und hier auch die der bedeutenden Rechtsgüter. WAS wenn es Freitag 18.00 Uhr wäre, SPD schon Feierabend?.... Antwort. Polizei oder Berliner Krisendienst! V. stockte ein wenig, doch Herr Enold half ihr immer freundlich auf die Sprünge.
So bekam ich dann also Betreuungsgesetz.... kein Problem (nachdem ich das ungefähr 100 Mal gelesen hatte ;-). Ich erzählte also fleissig und Herr Enold stellte mir dann noch die Frage nach dem Einwilligungsvorbehalt - auch kein Problem!
Fall 1: Frau kommt in die Praxis, ihr 33jähriger Mann sitzt nur noch zu Hause rum, trinkt abends gern nen Weinchen, ist bei der Bundeswehr angestellt, schreckt Nachts hoch... (den Rest hab ich leider vergessen)
Nun wollte Herr Enold hören: Depression (Fragen stellen ....auch nach der Libido, wo die Frau doch schon mal mit dabei ist - man solle sich NICHT schämen, diese Fragen zu stellen, wichtiges Diagnosekriterium), Alkohol-Medikamentenabhänigkeit, auch Drogen, PTBS.
V. stockte hin und wieder, hat aber alles gut hinbekommen, Herr Enold stellte einige Fragen und half ihr damit immer wieder in die richtige Richtung. Und munterte mit Daumen hoch auf!
Fall 2: Tochter kommt in meine Praxis, Mutter 60jährig lässt sie nicht mehr in die Wohnung, beschimpft sie durch die Tür, unterstellt ihr, sie wolle ihre Ersparnisse stehlen, geht nicht mehr aus dem Haus, führt Selbstgespräche.
Hier habe ich alles aufgeführt von Einsamkeitsdepression (ständig allein), Life-Event (vielleicht Mann verstorben), depressive Episode (Frührentnerin), Turmor im Kopf (in jedem Falle somatischen Befund abklären, einholen), Demenz (vaskulär oder Alzheimer), Alkohol (trinkt sie gern mal nen Likörchen), bipolare Störung (Phasen abfragen) bis hin zur Schizophrenie (evtl. Residual, mit psychotischem Schub). Herr Enold hat mir aufmerksam zugehört und zwischen durch immer Daumenmeldung gegeben! Und als ich zum Schluß auch noch sagte, ich könne für die Mutter nichts tun da sie sicher bei einem Neurologen/Psychater richtiger aufgehoben sei, aber die Tochter betreuen könnte, damit diese wiederum kräftig ihre Mutter unterstützen kann... strahlte er fast!
Ich kann Herr Enold nur als sehr angenehmen Prüfer beschreiben - er ist wirklich wohlwollend und unterstützend. Ihm ist wichtig, dass man um die Ecke denkt. Nicht nur Diagnosen um die Ohren schlägt (O-Ton Herr Enold), sondern in verschiedene Richtungen überlegt. Definitiv wichtig ist der vollständige Psychopathologische Befund mit Anamnese (Familien und Fremd-), UND die Umgebungssituation, wenn man zu jemandem nach Hause geht. Was bei beiden Fällen ein wichtiges Kreterium war.
Alles in allem war es für mich wirklich eine gute Prüfung. Ich habe mir vorher immer wieder gesagt: Mir kann ja nichts passieren. Und damit habe ich mich ziemlich ruhig bekommen!
Allen Lernenden wünsche ich weiter viel Spaß und Freude beim Lernen, allen Prüflingen einen klaren Geist und ein mutiges Herz - viel Erfolg.
Und Thomas -
vielen herzlichen Dank für die Unterstützung und den lustigen sehr informativen Vorbereitungskurs! Jetzt lass ich erstmal einige Wochen sacken und freu mich einfach über meine Zulassung als Heilpraktikerin für Psychotherapie!
Herzliche Grüße
Bianca