Tempelhof-Schöneberg 21.4.2021

#1 von Thomas Rehork , 20.05.2021 21:52

Message: Guten Tag, ich konnte von Ihren mündlichen Prüfungsprotokollen in Ihrem Forum viel profitieren. Deshalb hier meine Mitschrift. Ich hoffe, sie nützt auch anderen Personen. Viele Grüsse susanne.
Ort: Gesundheitsamt Berlin Tempelhof-Schöneberg, 21.4.2021
Ich kam als 2. dran. Anwesend: 1 Prüfer vom SPD, 1 Heilpraktiker als Beisitzender, 1 Mit-Prüfling und ich.

Mann, 30, kommt in meine Praxis. Sehr aufgeregt, ängstlich. Er habe ja solche Angst. Eigenltich oft. Eigentlich gehe er fast gar nicht mehr aus dem Haus. Erst kürzlich habe er wieder so einen Anfall gehabt mit starkem Herzklopfen, Schweissausbruch, Zittern. Er hatte richtig Todesangst. Er habe dann dem Notarzt angerufen, der sei auch schnell gekommen, doch nach 5 Minuten sei er schon fertig gewesen und meinte, es sei nichts. Dabei habe er doch solche furchtbare Angst gehabt. Später habe auch das EKG nichts gezeigt.

Ich sollte den Anfang (GANZ von Anfang an) des Anamnesegesprächs schildern, mein Vorgehen und dann eine VD und DD. Also ich betonte vom ersten Augenblick auf den Kontaktaufbau und das Vermitteln von Sicherheit und Wertschätzung, dass der Klient sich überhaupt aus dem Haus getraut habe und in meine Praxis. usw usw.
Dann erwähnte ich, dass ich im Laufe des Gesprächs "nebenbei" die Elementarfunktionen beobachten würde und die Suizidalität in einem passenden Moment abfragen (damit habe ich dieses Thema schon mal angesprochen, d.h. nicht vergessen).
Die weiteren Fragen stellte ich dann indirekt dem Prüfer im Sinne von "ich würde den Klienten jetzt fragen, seit wann / schon früher / wie oft / wo / vorhersehbar/ usw usw. seine Aengste kämen. Und der Prüfer hat dann geantwortet.
Es lief alles auf eine Agarophopie mit Panikattacken heraus.

Als dann der Prüfer fragte, was nun meine VD sei, erwähnte ich erst mal 3 Sachen, die es NICHT sind, weil..... (Delir, Soziale Phobie, PS).
Wir kamen dann auf die Komorbiditäten (Alkohol, Depression, Benzos), die Verteilung Frau/Mann und ich erwähnte die Suizidalitätsgefaht. ok, die habe ich da ein bisschen überschätzt. Was zur Frage überleitete, bei welchen Krankheiten eine erhöhte Suizidalität bestand. Depression, Schizophrenie, Bipolar. Letztere war ihm wichtig. Weshalb und in welcher Phase besonders? In der Phase nach der Manie, weil der Klient den Scherbenhaufen sieht, den er hinterlassen hat.

Für die rechtliche Frage hatten wir wenig Zeit, deshalb: "Wann kann eine fremdgefährdende Person gegen ihren Willen untergebracht werden?" Nach PsychKG, aber nur, wenn sie eine psychische Krankheit hat und es nicht anders abwendbar ist. "Welche Institutionen oder Personen sind beim PsychKG involviert?" "SPD, Polizei, Gericht, Spezialklinik/-Abteilung, Leitender Arzt" und...? "Richter". Und dann noch ein bisschen was, aber nicht SEHR in die Tiefe.

Meine Mitgeprüfte hatte:
Junge Frau, ca. 25, wird mit Schnittverletzung im Oberschenkel, 0.4% Alkohol im Blut, aggressiv und laut, auf der Rollbahn eines Kleinflughafens sitzend, von der Polizei mitgenommen, in ein Krankenhaus gebracht. Dort wird die Schnittwunde vom Chirurgen vernäht, die Frau hat sich wieder beruhigt und wollte nach Hause. Zur Sicherheit wird sie Ihnen noch vorgestellt. Darf man sie nach Hause gehen lassen?
Auch hier: Anamnesegespräch vom Anfang an.
VD: Border-Line
Weitere Fragen: Wann entsteht, weshalb, noch einiges über Missbrauch / traumatische Erlebnisse, welche Therapie.
Betreuungsgesetz: Welche Bereiche ?
Sie machte die ganze Prüfung sehr souverän.

Die Prüfung war sehr angenehm, dito der Prüfer. Er half einem auf die Sprünge, wenn man nicht weiter kam. Die Zeit ging echt rasch vorbei.

 
Thomas Rehork
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Potsdam, 13. Mai 2021

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